35mm Objektive unter 100€ – der große Test

Bei der Recherche zu diesem Artikel war ich selber etwas erstaunt, wie viele 35mm Objektive zusammen gekommen sind. Es hätten sicher noch ein paar mehr werden können, aber ich habe mich auf diese vier Festbrennweiten festglegt, die alle für unter 100,- € zu haben sind:

Mich hat nämlich interessiert, wie groß die Unterschiede dieser Objektive sein können, wenn diese von den Eigenschaften und vom Preis her alle recht ähnlich sind?

Ich stelle zunächst mal jedes Objektiv kurz vor und erzähle euch dann, wo Unterschiede liegen und welches sich hier als “Gewinner” feiern lassen kann.

Disclaimer: So günstige Objektive unterlaufen nicht den gleichen Qualitätstests wie die z.B. welche von Fujifilm selber. Daher kann es zu sogenannter Serienstreuung kommen. D.h. kauft man zweimal das gleiche Objektiv, kann es durchaus sein, das eines der beiden schärfer ist als das andere. Ich bewerte hier nur die Versionen die ich habe. Solltet ihr mit eurer Version deutlich andere Ergebnisse bekommen, kann es daran liegen.

Den Test gibt es auch als Video auf YouTube

TTartisan 35mm f1.4 – 99,00 €

TTartisan 35mm f1.4 Fujifilm

Das TTartisan 35er hat einen unfairen Vorteil in diesem Test: Ich habe es schon einige Zeit und habe damit schon einige Shootings hinter mich gebracht. Wer einen ausführlichen Bericht dazu lesen will, der findet ihn HIER.

Ich wusste also schon, dass es bei Blende f1.4 nicht das schärfste ist und das es dann auch zu einigen Flares neigt. Ich nutze es daher meistens bei Blende f1.8. Dafür ist es wirklich toll verarbeitet und hat einen ganz eigene Look. Mich nervt nach wie vor der Objektivdeckel zum schrauben. So wirklich gut hat aber irgendwie keiner der Hersteller den Objektivdeckel gelöst.

Im Test ist das TTartisan auch das einzige Objektiv mit einem klickenden Blendenring. Die anderen Objektive sind alle stufenlos verstellbar.

Meike 35mm f1.7 – 79,99

Meike 35mm f1.7 für Fujifilm

Von Meike besitze ich bereits das 25mm f1.8 und konnte es schon ausgiebig und über längere Zeit testen. Das 35mm scheint dabei von außen absolut Baugleich zu sein, nur die Linsengröße hat sich hier verändert. Daher muss ich leider auch davon ausgehen, dass es die gleichen Macken wie die kleinere Schwester hat. Darunter fällt z.B. die empfindliche Lackierung und die sehr leichtgängigen Fokus und Blendenringe.

Auch die Bildeigenschaften scheinen sich zu ähneln. Das Bokeh ist zwar schön, allerdings hat es sehr helle Ränder, was zu sogenanntem “Bubble Bokeh” führen kann. Das Meike hat mit f1.7 auch die “schlechteste” Offenblende von allen, was dem Objektiv aber scheinbar keinen Vorteil verschafft. Denn in Punkte Schärfe und CAs haben andere die Nase vorne.

7Artisans 35mm f1.4 – 75,00 €

7Artisans 35mm f1.4 für Fujifilm

Das 7Artisans und das TTartisan sind die einzigen beiden Objektive in diesem Test mit Blende f1.4 und beide haben ähnliche Schwächen. So haben beide mit Chromatischen Aberrationen (kurz CAs) bei Offenblende zu kämpfen. Lustigerweise aber in verschiedenen Farben. Während das TTartisan eher im Bereich rot/blau Unterwegs ist, hat das 7Artisans eher einen lila/grün Stich.

Das Bokeh bekommt man bei beiden schön unscharf hin, allerdings habe ich das Gefühl, dass das 7Artisans hier einfach ein bisschen weicher/geschmeidiger aussieht. Der Gewinner in Sachen Schärfe bei den beiden ist ebenfalls das 7Artisans. Es löst einfach ein bisschen besser auf, bei Offenblende.

Pergear 35mm f1.6 – 65,30€

Pergear 35mm f1.6 für Fujifilm

Und dann gibt es da auf einmal mit Pergear noch den Geheimtipp. Ich hätte es tatsächlich beinahe übersehen, habe dann aber den Tipp bekommen, das doch auch noch in meinen Test mit aufzunehmen. Allerdings war es nur als direktkauf bei Pergear selber zu haben, kam also direkt aus China und war gut 3 Wochen unterwegs. Trotz Versandkosten von 5,35€ war es dann mit insgesamt 70,85 € das günstigste Objektiv in diesem Battle.

Es ist auch das einzige Objektiv, dass mit einer Gegenlichtblende geliefert wird. Bei ersten Testfotos wurde dann auch schnell klar warum: Es neigt doch sehr stark zu Flares. In einer Testreihe bei Sonnenuntergang, war es das einzige, welches merkliche Flares produzierte.

Perger 35 mm Flare

Auch das Bokeh ist wohl das unschönste von allen. Die Ränder sind teilweise sehr verwaschen und bei BokehBalls entstehen zum Teil zacken, die herausragen.

Pergaer 35mm unschönes Bokeh

Dafür kann das Pergear an anderen Stellen Punkten. So ist es bei Offenblende ganz klar das schärfste von allen Objektiven und hat am wenigsten mit CAs zu kämpfen. Wenn euch diese Eigenschaften wichtig sind, dann seid ihr hier genau richtig.

Auch die Naheinstellgrenze ist hier am geringsten. Mit dem Pergear kommt Ihr also sehr nah an euer Motiv heran. Das Meike und das 7Artisans Bilden hier eindeutig das Schlusslicht.

Dadurch das Ihr z.B. mit dem 7Artisans deutlich weiter vom Motiv entfernt sein müsst, könnt Ihr mit dem Pergear auf Blende f1.6 die gleiche Größe bei den Bokeh-Balls erzeugen, wie beim 7Artisans auf Blende f1.4.

Kurze Unterbrechung:
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Aber welches nun Kaufen?

Nachdem ich euch jetzt die Teilnehmer vorgestellt habe, schauen wir doch mal, wer sich in den verschiedenen Disziplinen am besten schlägt.

Beste Offenblende

Hier haben ganz klar das TTartisan und das 7Artisans die Nase vorne. Beide haben eine Offenblende von f1.4. Diese ist beim 7Artisans aber scheinbar besser nutzbar, da es hier etwas schärfer ist als das TTartisan. Wenn es euch um die größten Bokeh Balls geht, würde der Titel allerdings an das TTartisan gehen, da dieses eine deutlich geringere Naheinstellgrenze hat. Fast so nah wie das Pergear, das dadurch bei Bokehballs mit dem 7Artisans gleichziehen kann. Lediglich das Meike fällt hier raus. Es hat die schlechte Naheinstellgrenze vom 7Artisans und die größte Anfangs-Blende von allen, mit f1.7.

Ich gebe hier jeweils TTartisan und 7Artisan einen Punkt

Schärfe

Das hat mich wirklich überrascht. Das Pergear ist bei Offenblende das schärfste Objektiv im Test. Natürlich hat es hier gegenüber den Artisans einen Vorteil, da es erst bei Blende 1.6 beginnt, allerdings ist auch Abgeblendet auf f2 das Pergear weiterhin das schärfste von allen, dicht gefolgt vom 7Artisans.

Das Meike und das TTArtisan ziehen hier leider den Kürzeren.

Naheinstellgrenze

Hier geht der Punkt wieder an das Pergear und das TTArtisan. Beide kommen ungefähr gleich dicht ans Motiv heran. Das 7Artisans und das Meike sind ebenfalls fast gleich auf, allerdings mit deutlich mehr Abstand, daher Punkt für Pergear und TTartisan.

Verarbeitung

Alle Objektive sind komplett aus Metall gefertigt und wirken nicht so, als würden sie gleich auseinander Fallen. Die Punkte bekommen hier aber die beiden Artisans. Beide wirken sehr robust, die Einstellringe haben einen guten Widerstand und sie machen einfach den besten Eindruck. Während die meisten Objektive hier ein blankes, silberfarbenes Bajonett haben, hat das 7Artisans dort sogar schwarzes Metall verbaut. Das sieht schon sehr Edel aus.

Aussehen an der Kamera

Ein nicht zu unterschätzender Faktor. Fügt sich das Objektiv der Fuji-Optik unter oder wirkt es eher wie ein Fremdkörper an der Kamera?

Hier machen das Meike und das 7Artisans den Punkt. Durch Ihre “tonnenförmige” Bauweise, lassen Sie das Gesampaket aus Kamera und Objektiv am rundesten ausshen. Beim Meike gefällt mir das es relativ kompakt ist und die Fokus-Skala wie ins Objektiv eingelassen aussieht.

Das 7Artisans kann hingegen mit roten Highlights Punkten, die sehr stylisch aussehen. Das Pergear hat sowohl am Bajonett als auch vorne an der Linse blankes Metall, was mir irgendwie gar nicht gefällt. Es sieht ein bisschen so aus, als hier etwas nicht ganz fertig geworden.

Kompaktheit

Ich wollte diese Disziplin nicht “Größe” nennen, da ich hier das kleinste und kompakteste Objektiv mit einem Punkt versehen möchte. Und das ist eindeutig das Pergear, sofern man die Gegenlichtblende nicht montiert. Es ist zwar ungefähr genau so lang wie das Meike, allerdings ist der Front-Durchmesser deutlich kleiner.

Das Größte Objektiv ist deutlich das 7Artisans.

Preis

Zum Zeitpunkt meines Tests war das Pergear das günstigste Objektiv, dicht gefolgt von 7Artisans. Das Meike liegt ebenfalls noch unter 80€ Während das TTartisan aktuell sogar für 99€ gehandelt wird (Ich habe es damals für 10€ weniger bekommen). Sieger ist hier also mal wieder das Pergear.

Fazit der 35mm Objektive

DisziplinTTartisanMeike7ArtisansPergear
Offenblende
Schärfe
CAs
Naheinstellgrenze
Verarbeitung
Aussehen an der Kamera
Kompaktheit
Preis
Ergebnis3 Punkte1 Punkt4 Punkte5 Punkte

Das Pergear hat mich wirklich überrascht. Es kann in vielen Disziplinen überzeugen und wenn man sich nur meine Punkteverteilung anschaut, müsste es eigentlich als Sieger hervorgehen. Und tatsächlich kann es bei einigen wichtigen Punkten ordentlich Boden gut machen, z.B: bei Schärfe und Chromatischen Aberrationen. Allerdings ist das Bokeh wirklich nicht schön anzusehen. Das macht die Konkurrenz wie 7Artisans und TTartisan deutlich besser.

Das Meike kann irgendwie bei keinem Punkt so richtig überzeugen, was nicht heißt, dass es totaler Schrott ist. So ist es bei Offenblende schärfer als das TTartisan und hat auch weniger CAs. Auch das Bokeh ist schöner als beim Pergear aber es sticht einfach bei keinem Punkt besonders hervor.

Müsste ich euch jetzt eines dieser Objektive empfehlen, wäre es wohl das von 7Artisans. Hier stimmt die Mischung aus Schärfe, Bokeh, Verarbeitung und Preis. Einzig die Naheinstellgrenze ist wirklich ärgerlich, aber das perfekt 35er gibt es wohl erst eine Preisklasse höher. Bis ich die alle mal zusammen habe, werden aber wohl noch einige Monate vergehen. Dafür müssen erstmal die ganzen 35er, die ich jetzt gekauft habe, ein neues zu Hause finden.

Wer jetzt Lust auf so eine günstige Festbrennweite hat, der kann sie hier kaufen:

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2 Kommentare
  1. Hallo,
    Dein Test in Ehren, doch solche Schnapsglasböden an einer guten Kamera zu testen führt immer zu nichtbefriedigenden Ergebnissen.
    Es ist dann das Gleiche, wenn man einen Porsche mit “Runderneuerten” fährt, und die Fahreigenschaften bemängelt.
    Gute, lichtstarke Ojektive, mit denen man tatsächlich bei Offenblende > f2 arbeiten kann, gibt’s erst ab ca. 1000,00. Euro. Konstruktionsbedingt, denn die Physik lässt sich nicht übertölpeln.

  2. Danke ein sehr kurzer übersichtlicher Test, den man aus Deiner Sicht so sehen kann.
    Ich besitze das 35f1,4 TTarti das meike und das 7arti .
    Über die Bokeh Eigenschaft kann man streiten, die Schärfe ist neutralisiert auf f2 und dann jeweils 1 Blende verglichen gleich!
    Das meike hat das weichere, das 7arti ist auch abgeblendet im Kontrast schwächer, die fehlende Schärfe bei deinem TT kann ich nicht nachvollziehen.
    Das Meike und 7Arti sind Rast oder clickless Blenden, eher was zum Filmen als für Fotos.
    Das TTart hat zwischen Click, Halbe Blendenrasten!
    Zu dem war es das einzige was exakt auf Unendlich justiert war!
    Das Meike brauchte 3/10 mm Unterleg-Ringe zusätzlich hinter der Bajonett-Ebene, beim 7Arti mussten diese sogar entfernt werden!
    Also ist die Verarbeitung sehr “variabel”
    Die Tiefenschärfe-Anzeige bei Anwendung der Zonen-Fotografie (Distanzbereich/Blende) ist nur beim TTarti stimmig!
    Kann jeder mit dem Tiefenschärferechner überprüfen!
    Daher ist meine Fazit, das TT ist nur das Geld wert!
    LG
    Fritze

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