TTArtisan 7,5mm f2 Fisheye Erfahrungsbericht

TTArtisan 7,5mm f2 Fisheye – Testbericht

Das TTArtisan 7,5 mm f2 Fisheye habe ich mir eigentlich nur für einen ganz speziellen Einsatzbereich geholt: Nordlicht-Zeitraffer. Denn im letzten Jahr gab es im Mai und Oktober gleich zwei wirklich atemberaubende Sonnenstürme, die für Nordlichter bis in unsere Breiten gesorgt haben. Beide Male war mir mein TTArtisan 10 mm f2 aber nicht weit genug, um die komplette Action einzufangen. Also wollte ich es mal mit dem 7,5-mm-Objektiv versuchen. Aufgrund der guten Erfahrungen mit TTArtisan habe ich mich dann natürlich wieder für diesen Hersteller entschieden. Ob das ein Fehler war und ob das “Fisheye” im Namen im Einsatz stört, erfahrt ihr in meinem kurzen Erfahrungsbericht.

Verarbeitung

Hier gibt es eigentlich fast keine Überraschungen. Das Objektiv ist, wie gewohnt, komplett aus Metall gefertigt und macht dadurch einen hochwertigen Eindruck. Mein Exemplar hat einen sehr straffen Fokusring und einen ebenso schwergängigen Blendenring. Letzterer ist mit Klicks versehen, die aber etwas prägnanter hätten sein können. Bei meinem Einsatzzweck – in der Nacht – bin ich schon mal aus Versehen eine Blende zu weit gegangen, da ich den Klick nicht mitbekommen habe, vor allem mit Handschuhen. Das ist aber kein großes Drama. Durch den schwerfälligen Fokusring lässt sich die Schärfe mithilfe der Fokuslupe in der Fujifilm-Kamera sehr gut einstellen.

TTArtisan 7,5mm f2 Fisheye Objektiv Test

Das überdimensionale Frontelement macht das Objektiv etwas kopflastig und auch recht schwer für die ansonsten kompakte Größe. Durch die große, gewölbte Frontlinse, die so ein Fisheye-Objektiv nun mal hat, passt hier auch kein gewöhnlicher Objektivdeckel. TTArtisan hat sich für einen Deckel aus Metall entschieden, der lediglich draufgeschoben wird und ansonsten keinerlei Verriegelung bietet. In der Mitte des Deckels kann zudem noch ein rundes Element herausgeschraubt werden. Das sorgt an Vollformat-Kameras dafür, dass die Fotos den Eindruck eines “Circular Fisheye” erzeugen. An meiner Fuji reicht das allerdings nicht ganz aus. Hier werden nur die Ecken schwarz. Von “Circular” kann da keine Rede sein.

TTArtisan 7,5mm f2 als Circular Fisheye

Bildqualität vom TTArtisan 7,5mm f2

Ehrlicherweise habe ich keine hohen Ansprüche an die Bildqualität gesetzt. Ich wollte das Objektiv eigentlich hauptsächlich für das Erstellen von Zeitraffern verwenden. Da muss ich das Bild eh verkleinern, und fehlende Schärfe oder Kontrast kommt Videos zum Teil sogar etwas entgegen. Von daher musste es für mich gar nicht allzu gut performen. Da ich aber nicht jeden Tag bzw. jede Nacht Nordlichter am Himmel habe, nahm ich das TTArtisan 7,5 mm f2 natürlich auch mal zum Testen mit auf eine “normale” Fototour. Und ich wurde wirklich sehr positiv überrascht.

Ultraweitwinkel Kreativ einsetzen
Sankt Peter-Ording Fisheye Fotografie

Erstmal habe ich irgendwie ganz vergessen, wie gerne ich mit dem extremen Blickwinkel eines Ultraweitwinkels spiele. Die Verzerrung vom Fisheye-Effekt stört mich dabei recht wenig. Wenn man den Horizont relativ mittig behält, fällt dieser auch gar nicht so sehr ins Gewicht. Erst wenn man mehr vom Himmel oder mehr vom Boden auf dem Foto haben möchte, macht sich die wirklich starke Wölbung im Bild bemerkbar. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das aber ganz gut im Bild einsetzen.

Keine Wölbung bei Horizont in Bildmitte
Wölbung vom TTArtisan 7,5mm f2 bei Horizont am unteren Bildrand

Die Schärfe des Objektivs ist auch besser, als ich erwartet habe. Abgeblendet auf f5.6 oder f8 reicht diese sogar bis fast in die Ecken – aber auch nur fast. Offenblendig sollte man dort allerdings keine zu hohen Ansprüche stellen. Dafür halten sich chromatische Aberrationen gut in Grenzen. Bei Gegenlicht hat man allerdings mit Flares zu kämpfen, auch dann, wenn die Lichtquelle nicht mal im Bild ist. Positiv ist jedoch, dass selbst mit der Sonne im Bild der Kontrast nicht stark nachlässt. Das wäre auch sehr unvorteilhaft, da man das bei dieser Brennweite kaum vermeiden kann.

Flares bei Gegenlicht vom TTArtisan 7,5mm f2

Ich habe auch mit deutlich stärkerer Vignettierung gerechnet. Die ist so schwach, dass ich sie bei den Beispielen in diesem Beitrag selbst per Hand in der Bildbearbeitungssoftware hinzugefügt habe.

Positiv möchte ich auch noch die große Offenblende von f2 erwähnen, die in Kombination mit der geringen Naheinstellgrenze sogar für ein recht ansehnliches Bokeh sorgt. Der Schärfebereich ist bei diesem Einsatz zwar wirklich mehr als schmal, und die Schärfe ist auch nicht wirklich überzeugend. Aber für einen lustigen Schnappschuss reicht es allemal aus.

Lustiges Foto mit TTArtisan 7,5mm f2

Und dann auf einmal: Nordlichter

Ich habe das Objektiv natürlich auch mit in den Dänemark-Urlaub genommen, auch wenn die Vorhersagen bezüglich Bewölkung und Sonnenaktivität eher mau aussahen. Doch wie so oft kam dann doch alles ganz anders. In der ersten Nacht riss die Wolkendecke plötzlich auf, und die Aurora-Apps zeigten einen großen Ausschlag an. Also direkt raus mit dem Objektiv an der Fujifilm X-T4 und Testaufnahmen gemacht – Jackpot!

Nordlichter mit Ultraweitwinkel

Ich konnte das Objektiv also direkt für den geplanten Einsatz ausprobieren. Leider war das Spektakel nach nur zwei Stunden schon wieder vorbei und hat auch nie die Ausmaße angenommen wie im letzten Jahr. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mit diesem Objektiv sehr gut für stärkere Ausbrüche gewappnet bin. Ich konnte jetzt den kompletten Horizont Richtung Norden abdecken und so die gesamte Aurora-Front auf einem Foto festhalten. Es ist schon ein bisschen schade, dass der Horizont so einen großen Bogen macht, wenn ich die Kamera weiter nach oben richte. Aber sollte sich die Action mal wieder direkt über mir abspielen, wird das kein großes Problem sein. Dann habe ich lieber mehr vom Himmel drauf und nehme die Wölbung gerne in Kauf.

Milchstraße und Nordlichter mit TTArtisan 7,5mm f2

Fazit zum TTArtisan 7,5mm f2 Fisheye Objektiv

Mein Plan geht voll auf. Ich habe nun ein Objektiv, mit dem ich einen wirklich großen Teil des Himmels ablichten kann. Es liefert sogar deutlich bessere Ergebnisse, als ich erwartet hatte, wodurch ich es wohl auch öfter mal so im Gepäck haben werde, auch wenn ich keine spontanen Nordlichter erwarte. Alles in allem mal wieder ein solides Objektiv von TTArtisan, das nicht für jeden Einsatz geeignet ist, aber die ganz speziellen Fälle dann wirklich mit Bravour meistert. Das Ganze gibt es für deutlich unter 200 €, sodass man wirklich nicht allzu lange überlegen muss, wenn man mal in diesen Brennweitenbereich reinschnuppern möchte.

Beispielfoto TTArtisan 7,5mm f2
Astrofotografie TTArtisan 7,5mm f2
Ultraweitwinkel Landschaftsaufnahme

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