Ich habe dieses Objektiv schon ziemlich lange bei mir, habe mich aber bisher immer gescheut, eine Review darüber zu schreiben. Denn lange Zeit wusste ich einfach nicht, wie ich es richtig einsetzen soll. Dabei war mir bewusst, dass es ein echter Meilenstein für TTArtisan ist: ihr erstes Autofokus-Objektiv überhaupt! Dazu noch im kompakten Pancake-Format, mit eigenem Blendenring – und das alles zu einem unschlagbaren Preis von meistens nur rund 150 €.
Trotzdem habe ich bei meinen Ausflügen mit dem Objektiv anfangs keine vernünftigen Fotos hinbekommen. Nicht, weil es schlecht ist, sondern weil ich einfach nicht wusste, wofür es geeignet ist. Nach ein paar Monaten hat sich das nun geändert, und ich fühle mich bereit, das Objektiv richtig einzuordnen. Also, los geht’s!
Verarbeitung
Das Objektiv ist – wie fast alles von TTArtisan – komplett aus Metall gefertigt. Die schaffen es einfach, dass sich ihre Produkte hochwertig anfühlen, was bei dem niedrigen Preis echt beeindruckend ist. Ich habe mir die gelbe Limited Edition gegönnt. Durch die farbige Lackierung fühlt sie sich allerdings weniger metallisch an und sieht ein bisschen nach Kunststoff aus.
Der Blendenring ist recht schwergängig, was mir gut gefällt. So verstellt sich nichts aus Versehen, wie es bei anderen Herstellern schon mal vorkommt (ja, ich meine dich, Meike!). Die Blende lässt sich in Drittelstufen verstellen. Der Objektivdeckel ist allerdings etwas klein und fummelig – immerhin ist er nur zum Aufklippen und nicht zum Schrauben. Der Deckel für das Bajonett kommt mit Kontakten und USB-C Schnittstelle daher und fungiert so als Dock, um Firmware aufzuspielen. Auch ein sehr gutes Feature für den Preis.
Eine Gegenlichtblende gehört ebenfalls zum Lieferumfang, sitzt aber komisch wie ein kleines UFO auf der Frontlinse. Sieht schon eigenartig aus. Meist lasse ich sie weg, einfach aus ästhetischen Gründen.
Der Autofokus? So lala. Er macht, was er soll, aber weder besonders schnell noch besonders präzise. Auch leise ist er nicht und klingt beim Fokussieren wie ein sehr leises 56K-Modem beim Einwählen. Wer das Geräusch kennt, weiß, was ich meine. Stört mich das bei dem Preis? Nicht wirklich. Für Studioaufnahmen wäre es aber wohl eher ungeeignet, weil es auf Dauer nervig werden könnte.
Bildqualität
Die schlechten Nachrichten zuerst: Bei Offenblende ist dieses Objektiv nicht scharf – vor allem bei Motiven in größerer Entfernung. Das Bild wird dann sehr weich. Wer damit Landschaften fotografieren möchte, sollte mindestens auf Blende f/3.6 abblenden.
Offenblende würde ich eher für Nahaufnahmen empfehlen, da dann auch ein weiteres Manko nicht so stark auffällt: die recht ausgeprägte Vignette. Diese ist bei f/2.8 deutlich sichtbar. Sehr deutlich. Mir fiel das direkt bei den ersten Schnappschüssen auf, selbst auf dem Kameramonitor. Abblenden hilft hier zwar, aber wer die Vignette gar nicht mag, kommt um Abblenden nicht herum.
Das ist auch einer der Gründe, warum ich das Objektiv eher selten benutze. Ich arbeite gerne mit offener Blende und habe oft Objektive mit f/1.2 oder f/1.4 dabei. Dass ich bei f/2.8 schon so viele Abstriche machen muss, war für mich erst mal ungewohnt. Vermutlich liegt das an der Pancake-Konstruktion. Es wird schon seine Gründe haben, warum das Objektiv so klein und leicht ist. Positiv anzumerken ist, dass es nur wenig chromatische Aberrationen gibt und es relativ unempfindlich gegenüber Flares und Ghosting ist – solange die Lichtquelle im Bild liegt. Ist sie knapp außerhalb, können unschöne Halos auftreten.
Ein weiterer Punkt, der mich anfangs irritiert hat, war die Brennweite von 27 mm. Das war für mich ungewohnt, und ich musste erst lernen, sie richtig einzusetzen. Inzwischen habe ich viel mit dem Viltrox 27 mm f/1.2 gearbeitet und komme besser mit dieser Brennweite zurecht. Kürzlich habe ich das TTArtisan abends in die Natur mitgenommen und ein paar Schnappschüsse von meiner Familie und unserem Hund gemacht. In solchen Situationen kann es wirklich glänzen – eine schöne, kompakte Kombination, mit der man auch schwierige Lichtsituationen gut einfängt.
Fazit zum TTArtisan 27mm f2.8 AF
Würde ich das Objektiv mitnehmen, wenn ich nur zum Fotografieren unterwegs bin? Eher nicht. Dafür reicht mir die Bildqualität nicht aus. Aber wenn ich mit der Familie unterwegs bin und einfach nur eine kleine, leichte Kamera „für den Notfall“ dabei haben möchte, dann packe ich es ein. Denn inzwischen weiß ich, wie ich auch aus so einer günstigen Linse gute Fotos herausholen kann.
Wer glaubt, hier ein superkompaktes Objektiv mit Top-Leistung zu bekommen, wird vermutlich enttäuscht sein. Es ist ein Kompromiss: Größe gegen Bildqualität. Jeder muss selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist. Zum Glück gibt es ja für jede Situation das passende Objektiv.