Ich war im diesjährigen Niederlande-Urlaub schon recht angetan vom Sigma 18-55mm f2.8 für das Fujifilm System. Zumindest für Reisen und Städtetrips kann ich mir so ein Zoom Objektiv wirklich gut vorstellen. Von daher war ich direkt dabei, als sich die Gelegenheit ergeben hat, auch mal das 17-70mm f2.8 Zoom Objektiv von Tamron zu testen. Im Gegensatz zum Sigma mit ein bisschen mehr Brennweite und sogar eingebauten Stabilisator für weniger verwackelte Fotos. Möglich gemacht haben diesen Test die Jungs von ValueTech. Vielen Dank dafür nochmal!
Verarbeitung
Ich werde in diesem Test das Tamron wahrscheinlich noch sehr oft mit dem Sigma Objektiv vergleichen, einfach weil sie tatsächlich viele Gemeinsamkeiten haben. Die Verarbeitung ist zum Beispiel so ein Fall. Auch dieses Objektiv besteht zum größten Teil aus einem hochwertigen Polycarbonat, was einfach nur ein fancy klingendes Wort für Kunststoff ist. Mit den Plastikbombern von früher hat dies aber trotzdem wenig zu tun. Durch den Einsatz dieses Materials bleibt das Objektiv recht leicht für seine Größe, wirkt aber dennoch robust und sehr gut verarbeitet. Es ist damit ein idealer Reisebegleiter.
Die Ringe für Fokus und Zoom sind gummiert und dadurch sehr griffig. Ich bin mir aber immer nicht so sicher, wie sich dieses noch in 15-20 Jahren anfühlen wird. Besonders empfindlich für Fingerabdrücke oder Kratzer scheint das ganze Objektiv aber nicht zu sein, dass gefällt mir schon mal.
Ausstattung des Tamron 17-70mm f2.8
Neben einem tollen Zoombereich, der vom Weitwinkel bis ins leichte Tele reicht, und einer gut nutzbaren Offenblende von f2.8, hat das Objektiv noch ein Ass im Ärmel: Einen eingebauten Bildstabilisator. Damit ist es nicht nur in der Natur und auf der Straße der perfekte Begleiter, sondern auch in Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Museen, Restaurants und überall wo es sonst eher weniger Licht gibt. Mir sind damit scharfe Fotos bei Belichtungszeiten von bis zu einer halben Sekunde gelungen, und das wohlgemerkt bei 70 mm. Das finde ich schon ziemlich erstaunlich.
Etwas, das mir zwischendurch dann aber aufgefallen ist, ist das es nicht wirklich Zoom-Stabil ist. Also gehe ich auf volle 70 mm und halte das Objektiv senkrecht nach oben, dann rutscht der ausgefahrene Tubus wieder langsam ins Gehäuse. Einen Schalter zum Feststellen gibt es leider nicht. Ebenso wenig einen Schalter, um den Bildstabilisator oder den Autofokus auszustellen. Letzterer macht eine gute Arbeit und arbeitet im Foto-Modus schön schnell und leise. Wenn er arbeitet, dann spürt man ihn eher, als dass man ihn hören kann. Im Video-Modus wird der Fokus schön weich von A nach B gezogen, sodass das Objektiv zusammen mit dem Bildstabilisator wirklich gut für Videos geeignet ist.
Dank der vielen Features besitzt das Tamron 17 – 70 mm f2.8 auch so einige Kürzel im Namen und heißt komplett eigentlich: 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD.
- Di III-A bezeichnet die kompakte APS-C Bauweise
- VC steht für Vibration Control und deutet damit den Bildstabilisator an
- RXD steht für den Rapid eXtra silent Drive Autofokus
Ein Kürzel fehlt da aber zum vollendeten Glück und das wäre MR, also Moisture Resistance. Es hat zwar eine Gummilippe am Verschluss zum Body, aber der Zoom-Mechanismus ist nicht extra abgedichtet. An Regentagen sollte es also vielleicht lieber nur im Innenbereich eingesetzt werden.
Anmerkung: Tamron hat mir nochmal versichert, dass das Objektive trotz des fehlenden MR-Kürzels gut gegen Feuchtigkeit und Staub abgedichtet ist. Na dann: Auch an Regentagen raus damit!
Bildqualität
Manchmal liest sich die Beschreibung eines Objektives einfach zu gut, um wahr zu sein. Leicht, großer Zoombereich mit guter Offenblende, stabilisiert. Und dann soll es für unter 800€ auch noch gute Fotos machen? Ja. Genau das soll es.
Was gleich positiv auffällt. Wir haben eine relativ geringe Vignette. Die stört mich eh nie wirklich, aber beim Sigma fiel sie schon etwas negativ auf. Hier tatsächlich nicht so sehr, obwohl wir uns sogar noch ein bisschen mehr im Weitwinkelbereich bewegen. Auch die Schärfe bleibt ziemlich konstant über das gesamte Bild erhalten, egal ob im Telebereich oder wenn wir ganz weit gehen.
Auch CAs, also chromatische Aberrationen halten sich in Grenzen. Wenn, dann sind sie am ehesten bei 17mm und dann auch nur bei kompletter Offenblende zu finden. Im Bereich um die 70mm Marke konnte ich fast keine feststellen.
Die Farben sind brillant und auch der Kontrast lässt kaum Wünsche offen. Die Verzeichnung hält sich auch in Grenzen und wechselt von einer leichten Tonnenform im Weitwinkel zu einer leichten Kissenform im Tele-Bereich. Allerdings so schwach, das dies nicht weiter auffällt.
Einzig Sonnenstern-Fetischisten werden eher nicht auf Ihre Kosten kommen. Wir haben leicht ausfransende Sterne ohne klaren Strahlen. Dafür haben wir aber auch sehr wenige Ghosts oder Flares im Bild, wenn das Objektiv auf helle Lichtquellen gerichtet wird.
Alles in allem eine wirklich sehr überzeugende Performance. Ich hätte wirklich gedacht, dass irgendwo Kompromisse eingegangen werden müssen, aber es gibt eigentlich nichts, was hier besonders negativ zu erwähnen wäre. Selbst die Naheinstellgrenze ist mit 19 cm (Weitwinkel) bzw. 39 cm (Tele) wirklich gut. Detailaufnahmen oder Nahaufnahmen sind gar kein Problem, was dem Bokeh sehr entgegenkommt.
Fazit zum Tamron 17-70mm f2.8 für Fujifilm
Du möchtest auf Reisen eigentlich nur ein Objektiv mitnehmen. Das soll gut abliefern und einen Zoombereich vom Weitwinkel bis ins leichte Tele abdecken? Dann kannst du hier bedenkenlos zugreifen. Mit der durchgängigen Offenblende von f2.8 und dem Bildstabilisator bist du wirklich für jede Eventualität gewappnet. Bedeckter Himmel, dunkle Innenräume, Nachtaufnahmen. Hier geht alles. Und das auch noch bei einer echt guten Abbildungsleistung, bei der es kaum Abstriche gibt. Für Landschaften, Street-, Travel- und Reisefotografie sollte man kaum mehr brauchen.
Für Sport ist es wohl nicht lang genug im Telebereich und für Portraits würde ich dann doch lieber auf Festbrennweiten mit mehr Freistellung setzen, aber das sind auch so Bereiche, die man auf Reisen ja eher weniger braucht. Ich bin wirklich kein Zoom-Fan aber hier denke ich ernsthaft darüber nach, ob ich das Objektiv nicht auch nach meinem Test in meine Sammlung mit aufnehme. Gerade jetzt als Familienvater will ich in Zukunft vielleicht nicht 3-4 Prime Linsen mitschleppen und ständig wechseln, sondern einfach nur ein “Immer drauf” dabei haben. Es ist dafür auf jeden Fall sehr verlockend.
Hallo, sehr gutes Info über das Tamron. Mit 530 g find ich es zum wandern zu schwer, darum
nehme ich das XC 16-50 mm F3.5-5.6 OIS II 195 g mit. Die Foto Qualität ist gut und
für alles weitere nehme ich Festbrennweiten. Grüße aus dem Schwarzwald Jens.