Nikon D3: Noch zeitgemäß in 2023? Ein Erfahrungsbericht.

Vor einigen Monaten habe ich bereits meinen ersten Eindruck zur Nikon D3 geschrieben, die ich mir erst dieses Jahr zugelegt habe. Mittlerweile habe ich Nikons erste digitale Vollformatkamera in so vielen verschiedenen Situationen eingesetzt, dass ich mir ein ganz gutes Urteil über diese Kamera bilden kann. Die interessanteste Frage ist dabei wohl: Kann man diese Kamera auch 2023 noch problemlos einsetzen, und damit vielleicht sogar noch Geld verdienen? Welche Features sind noch zeitgemäß und was ist schon komplett überholt und macht einem die Arbeit schwer? Aber zunächst, nochmal kurz ein paar technische Daten zur Nikon D3:

Technische Daten der Nikon D3

Megapixel12,1 MP
Bilder pro Sekunde9 FPS in Vollformat
11 FPS in DX-Crop
Belichtungszeiten1/8000s bis 30s
ISO200 – 6400 Nativ
100 – 25,600 Erweitert
Autofokus51 AF-Messfelder
Kartenfächer2 Stück (beides Compact Flash)
Gewicht1,41 Kilo (inkl. Batterie und CF-Karten)

Ich finde einiges davon kann auch heute noch mit modernen Kameras locker mithalten. Die Auflösung und ISO Werte vielleicht nicht. Auch nicht die Autofokus Felder, die sich nur in der Mitte des Sensors befinden. Aber Belichtungszeiten bis 1/8000 haben auch viele aktuelle Kameras nicht im Angebot und die Serienbildgeschwindigkeit ist auch gar nicht übel für das Alter. Und immerhin haben wir hier 2 Steckplätze für Speicherkarten. Auch wenn diese nur für Compact Flash Karten angedacht sind, die heutzutage kaum noch genutzt werden.

Aber schauen wir uns doch mal an, wie gut die Kamera noch für bestimmte Einsatzgebiete geeignet ist.
Das ganze findet Ihr übrigens auch als Video von mir auf YouTube, für die, die keine Lust haben viel zu lesen 😉

Landschaftsaufnahmen

Landschaftaufnahme mit der Nikon D3
Nikons erste Vollformatkamera für Landschaftsaufnahmen
Meer mit D3 fotografiert

Ich glaube, ich muss gar nicht viel mehr sagen. Das funktioniert wirklich ausgezeichnet gut. Die Farben kommen sehr gut rüber und auch der Dynamikumfang reicht, damit wir viele Details in den Schatten haben, aber auch die Lichter nicht ausbrennen. Ich fotografiere übrigens nur in RAW, damit ich das Foto nach meinem belieben anpassen kann, was Farben und Dynamik angeht. Das einzige, was man sich hier manchmal wünschen würde, wären etwas mehr Megapixel. Damit würde die Bilder noch besser wirken, wenn man sie doch mal auf Leinwände in Größen wie 120 x 80 cm drucken möchte. Es geht mit diesen Dateien zwar auch, nur nicht so schön wie mit 24 Megapixeln.

Portraits & People

Personen mit Nikon D3 fotografieren
Porträt mit D3 Vollformat

Ich glaube dies ist eine der wenigen Bereiche, in denen die 12 Megapixel ein Vorteil sein können. Zu viel Auflösung und super Schärfe wird manchmal ja gerne als Stilmittel bei Porträts eingesetzt. Ich bin dann aber doch eher ein Fan davon, hier nicht unbedingt total klinische Schärfe in den Fotos zu haben. Für Studio-Situationen ist auch das Gewicht der Kamera eher zweitrangig, da sie wahrscheinlich eh auf einem Stativ steht. Die Qualität der Fotos kann auf jeden Fall auch hier überzeugen.

Da ich so selten Fotos von Models mache, habe ich mich einfach selber vor die Kamera gestellt und den Intervalltimer der Kamera eingeschaltet. Den gibt es übrigens auch. Einfach einstellen, dass alle 5 Sekunden ein Foto gemacht werden soll, das ganze 100 Fotos lang, und fertig. Da vor jedem Foto der Autofokus neu anspringt, war es kein Problem hier auch ganz alleine ein paar scharfe Fotos hinzubekommen.

Studio Arbeit mit Nikon D3
Portrait Vollformat
Portrait Crop Nikon D3

Action & Sport

Autofokus test Nikon
Schneller Autofokus D3

Ich bin kein großer Action-Fotograf. Das schnellste, was ich mal vor der Linse habe, ist meine Hündin, wenn Sie gerade mal wieder Ihre wilden 5 Minuten hat. Trotzdem muss ich sagen, Sie dabei scharf zu erwischen hat mit der D3 teilweise besser geklappt als mit meiner spiegellosen Fujifilm X-T3.

Ich denke, mit einem Teleobjektiv vom Spielfeldrand dürfte der AF noch eine gute Figur machen. Einzig für Hallensport könnte es eng werden, da wir hier aufgrund der mangelhaften Beleuchtung meist hohe ISO-Werte brauchen und da kann die D3 leider nicht mit aktuellen Kameras mithalten. Ist genug Licht vorhanden, können wir aber sogar bis zu Belichtungszeiten von 1/8000 hoch, was jede Bewegung komplett einfriert.

Astrofotografie

Hier war ich wirklich am Zweifeln. Ein so alter Sensor hat vornehmlich kein besonders gutes Rauschverhalten bei hoher ISO und das ist ungünstigerweise schon relativ wichtig bei Astro-Aufnahmen. Das hat sich dann auch hier bewahrheitet. Trotz stacking mehrerer Bilder kann ich nicht besonders viel aus den Dateien herausholen, wenn es um Sachen wie Milchstraße, Galaxien und Nebel geht.

Astrofotografie D3

Einige Motive funktionieren aber trotzdem. So habe ich wirklich tolle Aufnahmen der Nordlichter in Dänemark machen können und auch Motive wie der Mond sind kein Problem für diesen alten Sensor. Also alles, was ein bisschen heller ist und wo man mit der ISO nicht allzu hoch muss. Eine gute Nachführung und lange Belichtungszeiten könnten das Problem auch umgehen, aber fürs Stacking würde ich sie nicht wieder mitnehmen.

Monduntergang in Dänemark
Polarlichter mit Nikon D3 fotografiert
Polarlichter über Dänemark

So sieht es übrigens aus, wenn man versucht, zu viel aus einem dunklen Foto herauszuholen. Das Rauschen wird wirklich grausig und die Ränder brechen richtig ein.

Hohes Rauschen Hohen Iso werten

Natur und Details

Knallige Farben Nikon D3
Naturaufnahmen mit D3

In diesem Bereich wären ein bisschen mehr Megapixel wieder ganz schön, um die kleinen Details besser einzufangen, aber ganz ehrlich: 12,1 MP reichen auch hier völlig aus. Hier zeigt sich auch nochmal die Qualität des Sensors, wenn es um Farben geht. Wirklich kräftig und brillant. So kräftig, dass ich meist etwas Sättigung herausnehme.

Das größte Hindernis bei dieser Art der Fotografie ist die Größe und das Gewicht der Kamera. Auch das Fehlen eines Schwenkdisplays macht es nicht immer ganz einfach, bodennahe Blickwinkel zu bekommen. Entweder man schießt das Motiv blind und hält die Kamera im Serienbildmodus einfach hin oder man muss sich mit auf den Waldboden legen.

Fazit zur Nikon D3

Was kann man im Jahre 2023 noch erwarten, wenn man eine 15 Jahre alte Vollformatkamera für 300€ kauft? Tatsächlich viel mehr als ich erwartet hätte. Die Nikon D3 ist zwar groß und schwer, macht dadurch aber einen unbestritten hochwertigen Eindruck, sobald man sie in der Hand hält. Ich habe gerade auch eine D800 Zuhause und die fühlt sich im Vergleich zur D3 deutlich mehr nach Kunststoff an. Der Griff der D3 scheint auch perfekt an meine Hand angepasst zu sein. Genau die richtige Tiefe und Höhe und liegt genial in der Hand. Aber das wird natürlich bei jedem anders sein.

Die Bilder aus der Nikon D3 können auch ohne Probleme noch mit aktuellen Kameras mithalten. Ich habe das getestet, indem ich sehr viele meiner Fotos aus der D3 in Bildagenturen hochgeladen habe. Der größte Teil wurde direkt angenommen und einige verkaufen sich auch schon wunderbar. Also auch 15 Jahre später, lässt sich mit dieser Kamera noch bares Geld verdienen. Zudem arbeitet sie auch hervorragend mit alten, manuellen Objektiven zusammen oder auch mit einfachen AF Objektiven, die es oft schon für 50 – 150 € gibt. Das ganze kann also ein wirklich günstiger Einstieg in die Vollformat-Welt sein, der einfache Spaß macht. Hat vielleicht auch ein bisschen was mit Nostalgie zu tun, aber wen stört es, wenn die Ergebnisse so gut aussehen?

Die D3 in gutem Zustand und zu guten Preisen gibt es meist auf mpb.com: Hier Preise Checken

Küste in Dänemark Nikon Kamera Vollformat
saftiges grün, tolle Farbe mit D3
Baumkrone Nikon
(Visited 1.408 times, 1 visits today)
Total
0
Anteile
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel
AF Nikkor 28mm f2.8 Nikon

AF Nikkor 28mm f2.8 - günstiges Weitwinkel für Nikon F-Mount

Nächster Artikel
Testbericht Tamron 17-70mm f2.8 für Fujifilm

Tamron 17-70mm f2.8 für Fujifilm - Erfahrungsbericht

zusammenhängende Posts