Professionelle Fotos mit alten Objektiven

Alte Objektive an neuen Kameras? Günstige Alternative oder veralteter Schrott?

Ich habe mir diese Jahr mal etwas gegönnt, worauf ich schon lange wieder Lust hatte. Eine Vollformat Kamera.

Die letzte Vollformatkamera die ich hatte, war die D610 von Nikon. Quasi das Einsteigermodell.
Es war eher ein Kompromiss. Ich wollte Vollformat, hatte aber eigentlich nicht das Geld dafür. Daher habe ich auf einen schwenkbaren Bildschirm verzichtet und auf gute Video Funktionen.

Ich habe mich darüber fast immer geärgert, da ich bei meiner Art zu fotografieren fast schon auf einen Schwenk-Monitor angewiesen bin, wenn ich mich nicht immer mit dem Bauch auf den Boden legen will. Letztendlich habe ich sehr viel nach Gefühl geschossen und einfach viel Ausschuss produziert, da ich nicht sehen konnte was ich fotografiere. Daher wollte ich es dieses mal anders machen und habe mir das neueste Modell geholt, das es auf dem Markt gab. Die Nikon D780. Vollformat Spiegelreflex mit Technik aus den spiegellosen Kameras.

Nicht gerade billig der Spaß, daher ist für die passenden Objektive leider kein Geld mehr da. Zumindest nicht für die neuesten bzw. modernsten. Da die D780 ein herausragendes Iso-Verhalten an den Tag legte, wollte ich damit sehr gerne mal Astro-Fotografie ausprobieren. Eine Galaxie, Nahaufnahmen vom Mond und ganz besonders den Kometen Neowise, der gerade zu Besuch war. Also habe ich einfach nach dem billigsten Vollformat Zoom Ausschau gehalten, dass ich finden konnte und bei auf e-bay Kleinanzeigen fündig geworden. Ein Zoom, 70 – 300 mm. Blende 4 für ganze 40 Euro. Von Soligor.
Die Marke kennt Ihr nicht? Ich auch nicht. Das Objektiv ist wohl gute 40 Jahre alt und damit älter als ich selber. Ich habe nicht wirklich etwas erwartet, doch die Erste Nacht damit, hat gleich mehrere Überraschung hervorgebracht.

Komet Neowise bei 300mm. Das war wirklich beeindruckend, als er auf einmal im Sucher auftauchte.

Ich habe verschwommene, Kontrastarme Fotos erwartet und wurde mit scharfen Aufnahmen mit tollen Farben überrascht.

Pfahlbauten am Strand von Sankt Peter-Ording – 30 Sekunden Belichtungszeit

Also dann, ran an die Andromeda Galaxie! Leider stellte sich heraus, das der Schiebe-Zoom mittlerweile etwas locker ist. Aufnahmen fast gerade nach oben bei 300mm sind daher leider nicht mehr drin. Der zoom schiebt sich langsam aber sicher eher auf die 250 – 200 mm Marke. Aber dennoch reichte es um dieses Herrliche Bild zu schießen. Stark zugeschnitten natürlich. So kommt das nicht aus der Kamera. Außerdem ist es aus 99 Einzelaufnahmen gestackt, also übereinander gelegt.

Andromeda Galaxie

Dennoch. Ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis, mit einem 40€ Objektiv. Das macht natürlich neugierig auf mehr. Da draußen gibt es schließlich noch deutlich mehr so alte Objektive. Und einige werden immer noch zu Preisen gehandelt, als gäbe es sowas wie “Wertverlust” gar nicht.

Aber wenn man genau schaut, gibt es echte Perlen für wenig Geld. Ich hab sehr viel gutes über eine Festbrennweite von Nikon gehört. Das 135mm, 2.8 er Nikkor AI-S. Baujahr, zwischen 1978 – 1993. Also auch so alt wie ich oder älter. Für 140,- € habe ich dann eines bei e-bay erwischt.
Das AI, steht übrigens nicht für Autofokus. Denn den gibt es am Objektiv nicht. An der D780 ist es rein manuell zu bedienen, von der Blende bis zum Fokus. Das muss man vorher wissen und sich drauf einlassen.
Allerdings haben neuere Kameras immerhin die Möglichkeit ein Profil für diese Objektive anzubieten, so dass zumindest die Belichtungsmessung gut funktioniert.
Für meine Art der Fotografie (Landschaften und Food), ist das kein Problem, da ich mir eh länger Zeit nehme und keine Schnappschüsse mache.

Zuerst war ich etwas ernüchtert. Habe es in einer “Studio”-Situation gegen mein Sigma 50mm 1.4 Art antreten lassen. Ein sehr ungleicher Kampf.
Das Sigma Art ist recht neu und gilt mit als eines der schärfsten Objektive in seiner Liga. Dann im direkten Vergleich ein 40 Jahre altes Objektiv daneben zu stellen, das nicht mal Schritte zwischen Blende 2.8 und 4 kennt, ist schon nicht ganz fair. Trotzdem haben es auch die Fotos mit dem alten Nikkor zu Shutterstock geschafft. Die Qualität reicht also locker aus für die Micro-Stock Agenturen.

Links das alte Nikkor, rechts das neue Sigma. Am ehesten ist der Unterscheid beim Bokeh zu erkennen, ansonsten sind die Ergebnisse doch sehr nahe beieinander.

Ich wollte Ihm dann nochmal draußen eine Chance geben, quasi im Feld. Und hier scheint es seine Stärken dann doch richtig ausspielen zu können. Sehr schöne Farben und ein schönes Bokeh. Bei Offenblende ist es eben nicht ganz so scharf wie modern Objektive aber das macht bei Naturfotos nicht so einen großen Unterschied wie bei einem Food-Shooting. Dafür stimmt einfach der “Look”.

Hier noch ein paar Impressionen, die mich nicht mehr daran Zweifeln lassen, dass ich auf jeden Fall mehr alte Objektive Teste und damit eine Menge Geld spare. Denn eine gute, neue 135mm Festbrennweite ist kaum unter 1.000 € zu haben. Da nehme ich eine leichte Unschärfe bei Offenblende doch gerne in Kauf. Abgeblendet, ab 4.0 ist aber auch das 135er sehr scharf und braucht sich nicht zu verstecken. Eindeutige Kaufempfehlung!

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