Rollei 35AF Test im Einsatz

Rollei 35AF – Erfahrungsbericht

Die Rollei 35 war in den 60er- und 70er-Jahren eine kleine Sensation: winzig, robust und mit erstaunlicher Bildqualität. Über zwei Millionen Stück wurden gebaut, bis heute gilt sie als Kultkamera. Umso erstaunlicher ist es, dass wir im Jahr 2024 bzw. 2025 eine Neuauflage erleben. Während viele Hersteller analoge Kameras längst aufgegeben haben, bringt Rollei mit der Rollei 35AF ein komplett neues Modell auf den Markt – mit Autofokus und moderner Bedienung, aber ganz klar im Geist der klassischen 35.

Und das Beste: Filme sind wieder leicht zu bekommen. Ob Farbfilm oder Schwarzweiß, fast jeder Fotoladen und viele Online-Shops haben die Rollen im Regal. Analoge Fotografie lebt, und die Rollei 35AF passt perfekt in diesen Trend.


Rückblick: Die Historie der Rollei 35

Als die Rollei 35 im Jahr 1966 auf der photokina vorgestellt wurde, war sie die kleinste Kleinbildkamera der Welt. Heinz Waaske, der geniale Konstrukteur, packte ein 35-mm-System in ein winziges Gehäuse – mit versenkbarem Objektiv, unkonventioneller Bedienung und erstaunlicher Bildqualität.
Von der Urversion mit Zeiss Tessar über die beliebten S- und T-Modelle bis zu Sondereditionen wurden mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft. Noch heute sind die Kameras auf Flohmärkten, in Vitrinen und bei Sammlern gefragt.

Rollei 35 S - das original

Die Rollei 35AF greift dieses Erbe auf, ohne eine reine Retro-Neuauflage zu sein. Sie will keine exakte Kopie sein, sondern eine moderne Freizeitkamera im Look & Feel der Ikone.


Erster Eindruck der Rollei 35AF

Die neue Rollei 35AF ist etwas größer als die Originale – was in der Praxis kein Nachteil ist. Sie passt trotzdem problemlos in die Jackentasche und bleibt eine echte Immer-dabei-Kamera. Die Verarbeitung wirkt ordentlich, wenn auch etwas „dünn“ im Material.

Sehr praktisch ist das runde Display auf der Oberseite: Hier finden sich ISO-Wert, Batteriestand und die Anzahl der Aufnahmen. Eine moderne Ergänzung, die den Alltag erleichtert.

Rollei 35 AF Ansicht - Erfahrungen

Bedienung: einfacher als gedacht

Im Vorfeld war viel zu lesen über angeblich komplizierte Bedienung, Probleme beim Filmwechsel oder gar unfreiwillige Doppelbelichtungen. Meine Erfahrung: Nichts davon stimmt.
Ein Blick in die Kurzanleitung genügt und alles ist klar. Wer schon einmal eine klassische Rollei 35 bedient hat, wird sich sofort zurechtfinden. Die Bedienung ist fast 1:1 übernommen.


Kleine Probleme, die im Alltag auffallen

So unkompliziert die Rollei 35AF insgesamt ist, ein paar Details haben mich doch gestört:

  • Sucher: Klein und mit Brille nur schwer nutzbar. Man arbeitet eher grob und hofft, dass die Bildkomposition ungefähr passt.
  • Batteriefach: Die Abdeckung ist eine echte Fummelei. Es gibt keine Aussparung, sodass man das Fach nur mit Mühe öffnen kann.
  • Auslöser: Er ist zweistufig konzipiert, wie man es von Digitalkameras kennt. Allerdings wirkt die Umsetzung übertrieben: Man muss sehr weit drücken, bis der Widerstand kommt, und dann kräftig weiter, um wirklich auszulösen. Beim ersten Mal wirkt das fast seltsam. Nach kurzer Eingewöhnung passt es aber, und ein Vorteil hat das Ganze auch: keine versehentlichen Auslösungen, wenn die Kamera in der Jackentasche steckt.

Autofokus – ein echter Gewinn

Der größte Fortschritt gegenüber der klassischen Rollei 35 ist der Autofokus. Während man früher immer die Entfernung schätzen musste, übernimmt hier moderne Lidar-Technik die Arbeit.
Gerade bei Blende f/2,8 macht das einen großen Unterschied: Ohne AF wären viele Bilder unscharf, mit AF wird die Rollei 35AF zur unkomplizierten Spaßkamera, bei der man einfach abdrücken kann.

Fotos mit Kodak Chrome und der Rollei 35 AF

Bildqualität: solide, mit Charakter

Das fest verbaute 35-mm-Objektiv liefert eine ordentliche Leistung. Meine Fotos waren nicht gestochen scharf wie bei modernen Digitalkameras, aber auch nicht verwaschen.

  • Schärfe: Für eine Kompaktkamera völlig in Ordnung.
Rollei 35 AF Testfoto
  • Filmwahl: Sehr entscheidend. Mit einem grobkörnigen Schwarzweißfilm wirkten die Bilder weniger überzeugend, während Kodak Gold deutlich besser zur Geltung kam.
  • Freistellung: Bei Blende f/2,8 im Nahbereich kann man Motive schön vom Hintergrund lösen.
Beispiel Freistellung Rollei 35 AF
  • Abbildungsfehler: Keine chromatischen Aberrationen sichtbar.
  • Vignette: Bei Offenblende recht stark, aber das gibt den Bildern einen angenehmen Vintage-Look.
Urlaubsfotos auf Film mit Rollei 35 AF

Unterm Strich: keine Offenbarung, aber genau das, was man von einer analogen Kompaktkamera erwarten darf – mit einem Look, der Spaß macht.


Fotografieren wie früher – mit Verzögerung

Ein Aspekt, der für mich den Reiz von Analogfotografie ausmacht: Die Bilder gibt es nicht sofort. Meine Urlaubsfotos hatte ich erst zwei Wochen später im Postfach, nachdem das Labor sie entwickelt und gescannt hatte.
Gerade bei Reisebildern ist das ein besonderer Moment: Man durchlebt den Urlaub noch einmal neu.

schwarzweiß Street Fotografie ROllei 35 AF
Aarhus Film Foto schwarzweiß

Preis: der größte Knackpunkt

So spannend die Rollei 35AF ist, der Preis ist heftig. Rund 899 Euro ruft Rollei auf. Das ist für eine analoge Kamera in der heutigen Zeit sehr viel Geld – vor allem, wenn man die laufenden Kosten für Film und Entwicklung berücksichtigt.

Man muss aber auch sehen:

  • Die Produktion erfolgt bei Mint Camera, die schon Erfahrung mit analogen Neuauflagen haben.
  • Jedes Exemplar wird aufwendig in Handarbeit gefertigt.
  • Für Rollei ist es ein finanzielles Risiko, so ein Projekt überhaupt zu starten.

Trotzdem: Viele wird dieser Preis abschrecken. Wer sich die Rollei 35AF leistet, bekommt allerdings eine besondere Kamera – klein, schick, mit Autofokus und einem klaren Fokus auf Spaß. Eine Freizeitkamera mit Premium-Preis.

Film Fotografie Kodak Gold

Fazit: Retro-Charme mit modernem Komfort

Die Rollei 35AF ist keine perfekte Kamera. Der Sucher ist für Brillenträger eine Herausforderung, das Batteriefach unpraktisch und der Auslöser gewöhnungsbedürftig. Aber: Sie bringt das analoge Feeling zurück, ist leicht zu bedienen und dank Autofokus auch für Einsteiger geeignet.

Für mich ist es ein kleines Wunder, dass es im Jahr 2025 überhaupt eine neue analoge Rollei 35 zu kaufen gibt. Und sie macht genau das, was sie soll: Spaß am Fotografieren.

Urlaubsfotos mit Rollei35AF
Schwarzweißfilm in Rollei35 AF
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