Nikon D780 Kamera Erfahrungsbericht

Nikon D780 – Erfahrungsbericht

Disclaimer: Dieser Artikel und meine Ansichten darin sind mittlerweile gut 2 Jahre alt. Ich würde aktuell eher zu einem spiegellosen System raten. Wenn du aber explizit eine DSLR haben möchtest, die trotzdem viele Vorteile der spiegellosen Technik beinhaltet, dann kannst du hier ruhig weiterlesen.

Seit gut 6 Monaten bin ich jetzt schon mit der Nikon D780 (gebraucht bei mpb.com kaufen) unterwegs, der bis jetzt letzten Spiegelreflexkamera, die Nikon auf den Markt gebracht hat. (Stand Februar 2021).

Ich dachte, das wäre ein guter Zeitpunkt, um euch mal meine Erfahrungen mit dieser “Hybrid”-DSLR etwas ausführlicher aufzuschreiben. “Hybrid” deshalb, da die Nikon D780 zum einen eine klassische Spiegelreflexkamera ist aber auch die Vorteile von Nikons neuen spiegellosen Kameramodellen aus der Z-Serie vereint.

Das war für mich auch ausschlaggebend, nicht zu den neuen Z-Modellen zu wechseln. Denn eigentlich hatte ich schon Lust auf Sachen wie:

  • Augen-Autofokus
  • Fokus-Highlighting
  • komplett lautlose Aufnahmen
  • umfangreichere Videofunktionen

Aber alle diese Vorteile habe ich mit der Nikon D780 auch, wenn ich sie im Live-View betreibe, ohne einige der Nachteile der neuen spiegellosen Modelle in kauf nehmen zu müssen, wie:

  • Neuer Objektivanschluss, ich müsste also entweder Adapter benutzen oder neue Objektive kaufen
  • kürzere Batterielaufzeit
  • kein Autofokus an alten Objektiven

Wer den alten Live-View von Nikon Kameras kennt, der weiß, wie weit dieser der Konkurrenz hinterher hing. Der Fokus war langsam, traf kaum und besonders bei schwierigen Lichtverhältnissen war da nicht viel zu machen. Das hat sich mit der D780 jetzt zum Glück alles geändert. Hier wurde nun das AF-System der Z-Serie übernommen, was einen riesigen Unterschied macht. Ich muss auch einfach nochmal betonen wie schön hell der Live-View ist. Suche ich im Nachthimmel nach Motiven wie der Andromeda-Galaxie oder dem Orion-Nebel, sehe ich diese direkt auf dem Display. Das ist schon sehr cool!

Das Fokus Peaking hilft mir ebenfalls besonders bei Astro-Aufnahmen und auch wenn ich mal wieder mit meinen alten, manuellen Objektiven unterwegs bin. Sobald etwas scharfgestellt ist, bekommt es rote (die Farbe lässt sich anpassen) Konturen und ich weiß, dass der Fokus stimmt.

Mond mit einem 1000mm Objektiv manuell fokussiert an Nikon D780
Aufnahme des Mondes bei 2000mm, manuell fokusiert

Da ich kaum Portraits schieße, ist der Augen-Autofokus für mich aktuell nicht ganz so wichtig, aber es ist trotzdem schön zu wissen, dass man Ihn hat. Sollten die Pandemie-Entwicklung es zulassen, werde ich dieses Jahr noch auf 3 Hochzeiten eingeladen sein. Spätestens dort wird er dann sehr nützlich werden.

Bei meiner Fotografie sehe ich vor allem auch die Akku-Laufzeit als sehr großen Vorteile der D780 gegenüber der Z-Serie. Spiegellose Modelle nutzen einen EVF (Electronic View Finder) als Sucher. Also eigentlich nichts anderes als einen Bildschirm. Dieser braucht natürlich Strom und zieht somit beständig an der Akku-Laufzeit. Die Z6 ii soll mit einer Akku-Ladung knapp 600 Aufnahmen schaffen. Bei der D780 ist dieser Wert mit über 2.000 mehr als 3-mal so hoch.
Wenn ich mal wieder den ganzen Tag Unterwegs bin, müsste ich mir bei der Z6 also 2 bis 3 Ersatzakkus einpacken. Bei der D780 reicht eine Ladung gut für 2 volle Tage. Dass der Akku auch endlich über USB-C Kabel direkt in der Kamera geladen werden kann ist auch sehr angenehm. Das geht bei den Z-Modellen aber natürlich auch 😉

Gegenüber meinen Vorgängermodellen (D610 & D5600) ist auch die maximale Verschlusszeit von 1/4000 auf 1/8000 angestiegen. Das kommt mir vor allem entgegen, wenn ich mal wieder im Sommer am weißen Sandstrand in Dänemark unterwegs bin. Dieses Jahr konnte ich dort dann sogar mit einem 1.4er 50mm Objektiv noch bei Blende 1.6 – 1.8 Arbeiten.

Strand in Dänemark
50mm Aufnahme bei f1.4, Belichtungszeit 1/8000

In die andere Richtung wurde auch endlich was getan. Die längste Verschlusszeit war ja fast immer 30 Sekunden. Ansonsten brauchte man extra Zubehör. Jetzt kann man bis zu 900 Sekunden direkt in der Kamera einstellen, also 15 Minuten Belichtungen. Richtig gut ist auch der hinzugefügte Timer, der im Bildschirm auf der Kameraoberseite zurück zählt. Nicht nur bei Langzeitbelichtungen, sondern auch bei Intervallaufnahmen. Letztere sind auch komplett lautlos möglich. Mit der D5600 habe ich bei Astro-Intervallaufnahmen nachts im Garten immer ein etwas schlechtes Gewissen gehabt, da man bei jeder Aufnahme den Spiegel auslösen hörte. Das gehört jetzt der Vergangenheit an. Ich stelle nur noch die Anzahl an Aufnahmen ein und dann hört man den Spiegel einmal hochklappen und das war es. Sehr angenehm und schont auch den Mechanismus.

Mit der Nikon D780 habe ich auch endlich wieder eine Kamera die Wettergeschützt ist. Also keine Sorgen mehr, wenn es unterwegs doch mal anfängt etwas zu regnen oder der Sand auf den Dünen um die Ohren weht. Da ist jetzt nur noch das Objektiv die Schwachstelle.

Sankt Peter-Ording bei Regen - Nikon D780
Leuchtturm Westerhever von Sankt Peter-Ording aus fotografiert. Regnerischer Tag,

Meine letzte Vollformatkamera, die D610, hatte auch keinen schwenkbaren Bildschirm. Dieser kommt mir in der Praxis auch sehr entgegen, besonders nachts, wenn ich die Sterne fotografiere. Leider lässt er sich nur nach oben und unten schwenken und nicht zur Seite. Da ich in der Natur meine Fotos auch sehr gerne im Hochformat ausrichte, fehlt mir das dort ein wenig.

Ein Bereich, mit dem ich mich sicherlich noch mehr auseinandersetzen muss, ist der Video-Modus. Das neue Live-View Autofokus-System kommt natürlich auch beim Filmen zum tragen. Besonders das “Pumpen” des alten Live-Views ist Geschichte, welches Aufnahmen echt versauen konnte. Der alte Kontrast Autofokus hat immer vor und zurück fokussiert, bis er sich mal entschieden hat, etwas scharfzustellen. Nun, dank Augen Autofokus, sitzt dieser sehr schnell und verfolgt dann auch das scharfgestellte Motiv. Das ganze auch in 4k bei 30fps, oder in Full HD bei bis zu 120fps.

Schilf im Wind. Musik von Bensound.com

Das ist verglichen mit den neuen Top-Modellen nicht wirklich konkurrenzfähig, aber für mich reicht es auf jeden Fall aus. Besonders Full-HD Aufnahmen in 4-fach Zeitlupe machen schon echt Spaß. Privat oder für Social-Media sind die Auflösungen wirklich ausreichend. Würde ich professionell Videos produzieren würde ich aber nach einer Kamera schauen, die zumindest 4k-60fps schafft. Aber wer weiß, vielleicht kann hier in Zukunft ja noch ein Firmware-Update Abhilfe schaffen. Ich warte nämlich auch immer noch auf den Augen Autofokus für Tiere. Den gibt es schon in der Z-Reihe dank Firmware-Update. Theoretisch sollte er also auch mit der Nikon D780 realisierbar sein.

Hundefotografie

Da fällt mir auf: Ich habe noch gar kein Wort zur Bildqualität verloren. Ich glaube ich bin es von Nikon einfach gewohnt, dass diese immer außergewöhnlich gut ist. Das trifft aber eigentlich auf alle Modelle zu, die ich bisher von Nikon ausprobiert habe. Die 24,5 MP sind auf jeden Fall völlig ausreichend.
Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall die ISO-Leistung. Ich mache sehr viele Astro-Aufnahmen bei bis zu ISO 10.000 und die Fotos sind noch zu gebrauchen. Wahnsinn!
Gefühlt hat es hier vor allem in der Farbwiedergabe bei hohen ISO-Werten nochmal eine deutliche Verbesserung gegeben.

Fazit zur Nikon D780

Für mich als Landschafts/Natur und Astro-Fotograf ist diese Kamera perfekt. Die Bedienung und das Handling sind als langjähriger Nikon-Nutzer mittlerweile perfekt. Die Kombination aus DSLR und Spiegelloser Technik passt super und endlich ist auch der Live-View sehr gut nutzbar. Ich habe das Gefühl ich habe das volle potenzial der Nikon D780 noch gar nicht ausgeschöpft. Es macht mir jedenfalls jeden Tag Spaß mit dieser Kamera raus zu gehen und zu fotografieren. Im Endeffekt ist das auch das wichtigste, was eine Kamera leisten muss.

Fischerboot in Dänemark - Nikon D780

Noch ein kurzer Disclaimer: Ich hatte die neuen Z-Modelle von Nikon noch nicht ausprobiert, als ich diesen Bericht geschrieben habe. Meine einzigen Erfahrungen mit Spiegellosen Systemen beschränkt sich auf einen kurzen Trip mit einer Sony alpha6000. Damals hat mir die Arbeit mit einem EVF nicht gefallen und auch das Handling und der Formfaktor der Kamera hatte mich nicht überzeugt. Ich stehe einem Test aber gerne nochmal offen gegenüber (Zwinkern Richtung Nikon).

Das Bildmaterial aus dem Titelbild wurde mir freundlicherweise von Nikon zur Verfügung gestellt. Die Kamera habe ich aber selber gekauft. Hier gibt es keinerlei Zusammenarbeit mit Nikon und alle Angaben hier basieren auf meiner eigenen Erfahrung und Meinung.

Da die Kamera nun auch schon etwas älter ist, bekommt ihr tolle refurbished Geräte bei mpb.com zu deutlich weniger als dem normalen Retail Preis aber trotzdem mit Garantie. Ich kaufe mein Equipment dort sehr gerne!

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