Manchmal kaufe ich ein Objektiv nicht, um eine neue Brennweite abzudecken oder eine bessere Abbildungsleistung zu erzielen, sondern einfach aus Bequemlichkeit.
Was ich damit meine: Ich besitze bereits das hervorragende TTArtisan 50mm f1.2, das wirklich großartige Bilder liefert. Damit mache ich sogar manchmal bezahlte Jobs. Das größte Manko für viele ist jedoch der fehlende Autofokus. Mich stört das selten, aber seit ich Vater bin, möchte ich manchmal einfach nur eine kleine, leichte Kamera dabei haben, ohne mir Gedanken über den Fokus machen zu müssen. Zumal der kleine Krümel nie stillhält. Genau deshalb wollte ich das TTArtisan 56mm f1.8 für Fujifilm ausprobieren, das mit Autofokus daherkommt. Es ist nach dem 27mm f2.7 erst das zweite TTArtisan-Objektiv, das überhaupt einen Autofokus besitzt.
Meine Erwartungen waren niedrig – schließlich hat es mich im Angebot gerade mal 150 € gekostet. Doch nach einigen Einsätzen kann ich sagen: Dieses Objektiv wird jetzt definitiv öfter eingepackt, wenn ich unterwegs bin.
Verarbeitung
Schon beim Auspacken war ich positiv überrascht. Zwar muss ich bei diesem Objektiv auf einen Blendenring verzichten, aber bei 150 € für ein Objektiv mit Autofokus sehe ich darüber hinweg. Dafür ist es – typisch TTArtisan – komplett aus Metall gefertigt. Das stand wahrscheinlich irgendwo in der Produktbeschreibung, aber ich hatte eher mit einem billigen Plastikbecher-Verschnitt gerechnet.
Viel mehr gibt es zur Verarbeitung nicht zu sagen. Es gibt einen großen Fokusring, und das war’s. Keine Schalter, keine Knöpfe – minimalistisch und angenehm.
Eine eckige Gegenlichtblende gehört zum Lieferumfang, aber irgendwie werde ich mit ihr nicht warm. Vor allem, weil man den Objektivdeckel und die Blende nicht zusammen nutzen kann. Meist bleibt die Blende daher zu Hause. Positiv hervorzuheben ist der USB-C-Port im hinteren Objektivdeckel, der als Docking-Station für Firmware-Updates dient – nicht schlecht für den Preis.
Bildqualität
Hier gab es die zweite Überraschung, wenn auch nicht ganz so groß. Ich habe mit nicht viel Schärfe und starken Bildfehlern gerechnet. Bei dem Einsatzgebiet, für das ich es vorgesehen hatte (ein paar schnelle Schnappschüsse mit der Familie) war mir das relativ egal.
Nach den ersten Runden mit diesem Objektiv bin ich aber dann doch positiv überrascht. Die Schärfe ist in Ordnung, nichts Bahnbrechendes und gerade bei Offenblende auch ein bisschen weich, aber dennoch besser als ich es erwartet habe. Man kann mit f1.8 auf jeden Fall arbeiten, zumal das Bokeh wirklich schön ist. Damit ist es auch für Videoaufnahmen sehr gut geeignet. Ich habe bereits einige meiner Videos für Calumet zum Teil mit diesem Objektiv gefilmt.
Auch die Bildfehler halten sich in Grenzen. Chromatische Aberration sind vorhanden und auch Farblängsfehler gibt es. Beides in einem Ausmaß, das mich nicht weiter stört. Sie sind nicht so stark, dass sie die komplette Ästhetik des Fotos überschatten, sondern sind eher zu erkennen, wenn man am großen Bildschirm unbedingt auf 200% hineinzoomen muss. Wer das gerne macht, der wird evtl. nicht so glücklich. Ich ziehe die Bilder manchmal nur von der Kamera direkt aufs Handy, um sie an die Familie weiterzuleiten, und dafür reicht es auf jeden Fall.
Fazit zum TTArtisan 56mm f1.8
Für den Preis macht man mit diesem Objektiv eigentlich nichts falsch. Hätte ich gerne einen Blendenring? Ja. Fehlt er mir bei Ausflügen, bei denen ich keine hohen Ansprüche an die Fotos stelle? Nein.
Ich habe bereits einige Autofokus-Objektive in dieser Preisklasse ausprobiert, auch aus Fujis eigener XC-Serie. Bei denen störte mich oft weniger die Bildqualität, sondern vielmehr die Verarbeitung. Diese günstigen Kunststoffgehäuse, die kaum etwas wiegen, sind einfach nicht mein Ding. Da nehme ich lieber ein paar Gramm mehr in Kauf und habe etwas, das sich hochwertiger anfühlt.
Von mir gibt es also eine klare Kaufempfehlung. Ich bin außerdem gespannt, noch mehr aus der TTArtisan-Reihe auszuprobieren. Es gibt mittlerweile auch ein 35mm f1.8, das scheinbar schnell ausverkauft war – was mich nicht wundert.
