Nachdem ich mir die Nikon D3 geholt habe, war ich auf der Suche nach einem günstigen Weitwinkel Objektiv dafür. 28mm klingt dabei nicht wirklich nach Weitwinkel, aber wenn man nicht besonders viel Geld ausgeben möchte, dann wird es nicht sehr viel weiter. An der Vollformat D3 wirkt es dabei auch deutlich weiter, als wenn man bisher nur 28mm an APS-C Kameras gewohnt ist.
Immerhin hat es Autofokus, also schauen wir doch mal, was man aus der alten Scherbe, AF Nikkor 28mm f2.8, so herausholen kann.
Verarbeitung
Wie viele günstige NIkkor Objektive aus der Zeit, ist auch dieses Exemplar zum größten Teil aus Kunststoff gefertigt. Das sollte wohl vor allem Gewicht sparen. Lediglich der Bajonettanschluss ist aus Metall gefertigt.
Das Objektiv hat einen Blendenring, welcher sich in sieben Schritten von Blende 2,8 bis Blende 22 verstellen lässt. Der Fokusring ist sehr wirklich sehr schmal gehalten und befindet sich quasi ganz vorne am Objektiv. Das macht wohl insofern Sinn, als sich zu der Zeit wohl lieber auf den Autofokus verlassen wurde und man den Ring nicht oft manuell bedient hat. Die Fokus-Skala ist auch hinter einem kleinen Kunststofffenster versteckt, wahrscheinlich damit der Autofokus Mechanismus besser geschützt ist. Das sieht meiner Meinung nach nicht besonders hübsch aus, zumal sich bei meiner Version sehr viel Staub dahinter gesammelt hat. Evtl. muss ich hier mal ein bisschen dran herum Schrauben.
Das AF Nikkor 28mm f2.8 besitzt einen Stangenautofokus. Für die AF-Performance ist also eher die Kamera von Bedeutung, als das Objektiv selber. An meiner D3 ist der jedenfalls ziemlich flott und trifft sehr zielsicher. Selbst meinen Hund beim Toben konnte ich damit erwischen. Durch die Mechanik ist er allerdings auch recht laut, aber das dürfte bei diesen alten Objektiven nicht wirklich überraschen. Beim Erscheinen dieses Objektivs in 1986 sollten noch 8 Jahre bis zu den ersten “Silent Wave” Version vergehen.
Bildqualität
Ich gebe zu: Die Bildqualität war mir beim Kauf relativ egal. Ich wollte erstmal ein relativ weitwinkliges Objektiv für meine D3 haben, das möglichst günstig ist. Und das AF 28mm f2.8 war nun mal das günstigste. Ich habe auch online nicht allzu viele positive Stimmen zur Bildqualität gefunden. Die wurde zwar nicht wirklich schlecht geredet, aber angeblich soll die Version mit dem “D” hinten oder auch die Ai-s Version noch deutlich schöner sein.
Nichtsdestotrotz, bin ich eigentlich ziemlich zufrieden mit dem, was ich aus dem Objektiv heraus holen kann. Ich habe genug Schärfe bei Offenblende. Ich habe recht wenig Purple Fringing und auch die Vignette hält sich in Grenzen. Ja, schärfer und kontrastreicher geht auf jeden Fall, aber schlecht ist das, was hier herauskommt, sicherlich nicht.
Vor allem der Bildwinkel gefällt mir am Vollformatsensor wirklich gut. Ich habe das Objektiv besonders viel im Dänemark Urlaub auf der D3 gehabt und dabei sind ein paar echt tolle Aufnahmen entstanden.
Eine Warnung gibt es aber. Die Version ohne D hat wohl eher schlechte Vergütung auf den Linsen. Richtung Sonne sollte man damit eher nicht zielen. Das gibt ziemlich starke und unschöne Flares im Bild. Und ich meine wirklich “ziemlich stark”. Nicht nur, dass ein großer Teil überstrahlt wird, es gibt auch große blaue Flecken.
Fazit zum AF Nikkor 28mm f2.8
Ich habe meine Ansprüche an dieses Objektiv natürlich dem Preis ein wenig angepasst. Ich habe 89€ dafür bezahlt und habe nun ein Autofokus Objektiv, mit dem sich bei den richtigen Bedingungen wirklich tolle Fotos machen lassen. Klar, es ist nicht das schärfste und es hat besonders bei Sonnenlicht von der Seite ganz schön zu kämpfen. Wen das stört, der muss eben ein bisschen tiefer in die Tasche greifen und mehr Geld in die Hand nehmen.
Ich wollte einfach nur ein günstiges Objektiv für meine D3 haben, das unterhalb von 35mm liegt. Und da passt dieses perfekt rein. Ich habe meine Version bei eBay gekauft, es ist aber auch in den gängigen Secondhandportalen zur Genüge zu finden, wie z.B. Calumetphoto oder mpb.com.
Hallo FloKu,
danke für deinen Test. Ich kann deinen Eindruck vom AF 28mm 2.8 bestätigen. Es sticht in keiner Disziplin sonderlich hervor, aber allein der Bildwinkel ist am Vollformat interessant. Ich verwende es für Street Photography (D3, D700 und D850) da eignet es sich bestens, weil die Bildqualität nicht ausschlaggebend ist.
Eine Sache würde ich aber noch ergänzen, die in deinem Bericht fehlt bzw. nicht so stark betont wird: Ich finde, die Vignettierung ist sehr deutlich ausgeprägt bei meinem Exemplar, für das ich lediglich 50 Euro bei Kleinanzeigen bezahlt habe. An DX-Kameras mag das nicht stören, aber da kann man sich eigentlich gleich das bessere 35mm 1.8 DX zulegen. Über Photoshop/Lightroom lässt sich die Vignettierung jedoch beheben, auch wenn dort nur das Preset für die D-Version zu finden ist, die nicht automatisch angewendet wird.
Freundlichen Gruß
Paul Bröker