Allzu viele Objektive im super Tele-Bereich gibt es für den Fuji X-Mount nicht. Obwohl man hier langsam in der Vergangenheitsform sprechen muss. Denn nach dem ersten 18-300mm Zoom von Tamron und dem 100-400mm von Sigma werden es langsam immer mehr Drittanbieter Teleobjektive. Ich hatte jetzt die Gelegenheit das super Tele-Zoom von Tamron, das 150-500mm F/5-6.7 Di III VC VXD (was für ein langer Name) ausgiebig testen und mal meine Fertigkeiten in diesem Bereich auf die Probe stellen. Denn bisher bin ich eigentlich nie weiter in den Zoom Bereich als 150mm vorgestoßen. Daher habe ich mich wirklich auf diesen Test gefreut.
Und ganz vorweg: Ich habe einen riesigen Respekt vor allen, die in diesem Brennweitenbereich unterwegs sind und tolle Fotos abliefern. Ich habe mir das ganze deutlich einfacher vorgestellt, doch die Lernkurve ist länger als gedacht.
Verarbeitung
Wenn man dieses Monster das erste Mal in der Hand hat, wirkt es verdammt hochwertig. Es ist aus dem gleichen Polycarbonat gefertigt, wie die anderen Tamron Objektive für den X-Mount, z.B. das 17-70mm f2.8. Dennoch bringt es ein ganz schönes Gewicht auf die Waage. Das ist natürlich kein Wunder, bei der Menge an Glas, die hier verbaut wurde. Um satte 1720 Gramm wird dieses Superzoom euren Kamerarucksack erschweren. Inkl. Kamera hat man hier eine gute 2 Kilo Hantel, die man die ganze Zeit mit sich herumträgt.
Zoom und Fokus Ring sind auch hier wieder aus Gummi. Besonders der sehr breite Zoom-Ring fühlt sich echt gut an und ist durch seine Größe gut zu bedienen. Das einzige Metall findet man am Bajonett und an der Stativschelle. Die kann auch gelockert werden, um die Kamera auf dem Objektiv auch einfach in die Hochformat-Position zu bringen.
Ausstattung
Das Tamron 150-500mm f5-6.7 hat so einige Features im Gepäck, wie sich an dem langen Namen schon vermuten lässt. Nach dem Kürzel für den Autofokus (VXD) ist die wichtigste Abkürzung auf dem Objektiv wohl VC. Vibration Control. Denn ohne die wäre die komplette Funktion des Objektivs deutlich eingeschränkter. Laut Faustregel sollte man nie kürzer belichten als die Brennweite des Objektivs. Bei 500mm also nicht kürzer als 1/500s. Dank des sehr guten Bildstabilisators in diesem Objektiv, schaffe ich scharfe Fotos aus der Hand sogar bis 1/100s.
Dabei gibt es sogar drei verschiedene Einstellungen für die VC. In Mode 1 habt ihr einfach nur eine normale Stabilisierung, die für ein gleichmäßig ruhiges Bild sorgen soll.
Mode 2 ist dann extra dafür da, um stabile Schwenks zu machen. Schwenken und VC kommen sich normalerweise immer in die Quere und Videos wirken dann schnell sehr ruckelig und abgehakt. Hiermit soll es dann deutlich geschmeidiger laufen.
Mode 3 habe ich als die stabilste aller drei Modi empfunden. Hier wird vor allem darauf Wert gelegt, dass sich der Ausschnitt im Sucher nicht verändert.
Das war es aber noch langen nicht mit den Knöpfen und Funktionen am Objektiv. Hier noch ein paar im Schnelldurchlauf:
- Der VC lässt sich per Schalter ein- und ausschalten
- Ein weiterer Schalter steuer wie schnell der Autofokus reagieren soll
- Dann gibt es noch einen Schalter, mit dem sich der Fokusbereich auswählen lässt. Von kürzester Naheinstellgrenze bis unendlich, von Naheinstellgrenze bis 10m oder von 10m bis unendlich. Das ist praktisch, wenn Ihr genau wisst, dass etwas nicht weiter als 10 Meter entfernt ist. So geht man sicher, dass nicht auf einmal sehr weit weg fokussiert wird.
- Ein weiterer Schalter blockiert den Zoom Mechanismus. Das funktioniert aber nur bei 150mm. Das soll das Objektiv wohl auf Reisen schützen. Denn der Zoom lässt sich mit einem weiteren Mechanismus feststellen. Ihr könnt den Zoom Ring nach vorne schieben. Es erscheint ein weißer Ring und es kann nicht mehr am Zoom Ring gedreht werden, bis man ihn wieder zurückstellt.
Im Lieferumfang ist auch noch eine große Gegenlichtblende enthalten.
Bildqualität
Ich fand es Anfangs gar nicht so leicht, ein halbwegs brauchbares Foto mit diesem Objektiv zu schießen. Alleine schon, weil ich den Brennweitenbereich überhaupt nicht gewohnt war. Ein paar Anläufe waren nötig, bis die ersten brauchbaren Ergebnisse entstanden sind. Erschwerend kam hinzu, dass es die meiste Zeit bewölkt war, was bei einer Blende, die erst bei f5 beginnt, eher schlecht ist. Hier braucht man so viel Licht, wie man nur bekommen kann.
Da ich bisher kein so großes Objektiv je getestet habe, habe ich relativ wenig Anhaltspunkte, was so der Standard in diesem Bereich ist. Für meinen Geschmack hat das Tamron aber in allen Kategorien gut abgeliefert. Das mag daran liegen, dass es eigentlich eine Vollnormalkonstruktion ist und wir am APS-C Sensor nur den Sweetspot des Objektivs ausnutzen. Dadurch gibt es so gut wie keine Vignette, keine Verzerrungen und auch fast keine chromatischen Aberrationen. Auch deinen Schärfe-Abfall zu den Ecken kann man kaum bemerken.
Die Schärfe ist dann wiederum so eine Sache. Manchmal wirkten die Bilder etwas weich, besonders wenn man ferne Objekte fotografiert hat. Das mag aber einfach physikalische Gründe haben, da wir auf lange Distanzen auch mit Atmosphäre, Dunst und Luftverwirbelungen zu kämpfen haben. Auf kurze Distanz war ich dann teilweise echt beeindruckt, wie viele Details in den Bildern zu erkennen sind. Bei Vögeln z.B. erkennt man dann jede einzelne Feder bzw. jedes einzelne Härchen in den Federn. Das macht dann schon verdammt viel Spaß.
Das Einzige, was die Bildqualität dann tatsächlich etwas herunterzieht, ist die Blende. Durch die lange Brennweite und eine Offenblende von f6.7 bei 500mm, musste ich in vielen Fällen die ISO sehr weit hochschrauben. Im Wildgehege, mit vielen Bäumen, die weiter Licht abfangen, war ich zum Teil nur mit ISO 2000 – 3000 unterwegs, um überhaupt scharfe Fotos zu bekommen. Das solltet ihr auf jeden Fall berücksichtigen. Am besten arbeitet man hiermit bei viel Tages- bzw. Sonnenlicht.
Fazit zum Tamron 150-500mm f5-6.7
Es ist fast ein bisschen schade, dass Tamron hier nicht schneller war. Denn vor einigen Monaten, wäre dieses Objektiv noch die einzige Alternative zu den Fuji eigenen Super-Telezooms gewesen, die deutlich teurere sind als dieses. Oder besser “waren”, denn das 150-600mm wird gerade heftig rabattiert. Mittlerweile ist dann auch das 100-400mm von Sigma für den Fuji X-Mount erschienen, weshalb man sich jetzt genau anschauen sollte, was man haben möchte.
Will man ein paar Euro mehr gegenüber dem Sigma ausgeben und 100mm mehr Brennweite haben, oder gibt man gleich noch mehr aus und nimmt die Brennweite bis 600mm? Dann aber auch mit noch weiter geschlossener Blende von f8. Das Tamron sitzt nun irgendwo dazwischen.
Ich kann nur sagen, dass ich mit der Leistung dieses Objektives sehr zufrieden bin. Es ist wirklich super stabilisiert und bietet eine tolle Abbildungsleistung. Es ist ein bisschen schwerer als die beiden Konkurrenten, kann dafür aber auch mit einer Vollformat-Konstruktion glänzen, die sehr wenige Fehler im fertigen Bild lässt. Man macht hiermit auf jeden Fall nichts verkehrt und wenn Ihr in ein Tele sucht für Tierfotografie oder Sport, dann solltet ihr hier einen genaueren Blick wagen.
Hallo Florian,
was ich leider feststellen musste, für die älteren Fujis so wie eine XT2 oder H1 scheint es nicht geeignet zu sein, da muss man wohl eher zu einem Fuji 100-400 greifen.
Bei den älteren Modellen scheint die Abstimmung nicht zu passen und der AF braucht öfters 2 Anläufe und läuft auch eher langsam ins Ziel. Ansonsten kann ich Dir in allen Punkten zustimmen.