Wer mich kennt, der weiß, dass es zwei Sachen gibt, an denen ich eigentlich nicht vorbeikomme: günstige Objektive und lichtstarke super Weitwinkel. Und was mach TTArtisan da? Sie bringen ein 10mm f2 heraus, für gerade mal 199,- €. Also das Beste aus beiden Welten. Aber kann bei so einem Angebot die Qualität überhaupt stimmen? Oder ist das wieder so ein Objektiv, bei dem man erstmal ein bisschen abblenden muss, um damit richtig zu arbeiten? Schauen wir uns das ganze doch mal genauer an.
Verarbeitung
TTArtisan typisch ist das Objektiv komplett aus Metall gefertigt und passt damit, rein optisch, wirklich perfekt an meine Fujifilm Kamera. Größentechnisch ist es in etwa mit dem TTArtisan 50mm f1.2 vergleichbar. Für so ein Weitwinkel ist das gar nicht mal schlecht. Es hat eine recht kleine, eingebaute, Gegenlichtblende, welche sich aber mit einem anschraubbaren Filterhalter erweitern lässt. Dieser ist nötig, um den Filterdurchmesser vor der Frontlinse zu vergrößern. So erzeugen angebrachte Filter keine unschönen dunklen Ecken. Außerdem kann man so sehr gut auch rechteckige Filtersysteme vor dem Objektiv anbringen. Das funktioniert wirklich gut und dürfte bei künftigen Landschaftsaufnahmen nützlich werden.
Mit Filterhalter hat man dann auch wieder einen von mir ungeliebten Objektivdeckel zum Draufschrauben. Ugh.
Aber dieses Mal gibt es eine Alternative. Ist der Filterhalter nicht angeschraubt, kann man auch einen einfachen Gummideckel zum drauf stülpen benutzen. Sehr nette Ergänzung. Allgemein ist der Lieferumfang und auch Verpackung mal wieder top.
Einziges Manko, das ich habe: Der Blendenring ist recht schwergängig. Das wäre so eigentlich kein großes Problem. Fest ist mit immer lieber als zu locker. Aber der Ring sitzt so nah am Bajonett, dass er nicht sehr gut zu erreichen ist.
Bildqualität
Das Erste, was ich beim TTArtisan 10mm f2 ausprobiert habe, war das Bokeh. Denn auch wenn sich f2 schon ganz gut anhört, so muss das bei einem Weitwinkel nicht unbedingt viel heißen, je nachdem wie gut die Naheinstellgrenze ist. Da man hier auch wirklich sehr nah an sein Motiv herankommt, können wir einiges an Freistellung und verschwommenem Bokeh erreichen.
Machen wir aber einen Schritt zurück, wird der Effekt sehr schnell sehr viel schwächer. Das war bei 10mm aber auch nicht anders zu erwarten. Wer Weitwinkel mit viel Bokeh haben möchte, sollte wohl zum 13mm f1.4 von Viltrox greifen.
Für mich ist das aber völlig ausreichend. Ein Ultraweitwinkel Objektiv holt man sich ja nicht unbedingt, um möglichst viel Freistellung zu haben. Bei einem anderen Einsatzzweck hat die weite Offenblende trotzdem einen großen Vorteil gegenüber anderen Weitwinkeln: Nachtaufnahmen.
Was hier sehr schnell auffällt, sind die Blendensterne. Diese erscheinen sehr früh im Bild. Es reicht das Abblenden auf f2.8 und schon tauchen die ersten kleinen Blendensterne auf. Diese sind zum Glück aber nicht störend, sondern wirklich schön geregelt. Symmetrisch und spitz zulaufend, so wie es sich gehört, meiner Meinung nach.
Was interessiert uns noch bei einem Weitwinkel Objektiv? Natürlich die Verzeichnung. Behalten wir gerade Linien über das ganze Bild hinweg oder wird alles krumm und schief, so wie es bei vielen günstigen Objektiven der Fall ist? Glücklicherweise nicht. Auch in dieser Kategorie kann das TTArtisan 10mm f2 sehr gut punkten, denn Verzeichnung tritt so gut wie nicht auf.
Und fällt an diesen Bildern noch etwas auf? Wir haben auch fast keine Vignettierung. Ein anderes großes Problem, mit dem viele Ultraweitwinkel zu kämpfen haben. Ich habe diese hier auch nicht nachträglich rausgerechnet. Bisher macht TTArtisan hier also alles richtig. Dann werfen wir doch nochmal einen Blick auf die Schärfe. Es kann ja nicht angehen, dass hier scheinbar in jeder Kategorie gepunktet wird.
Hier noch ein Ausschnitt aus dem oberen Bild.
Auch hier gibt es keine Enttäuschung. Die Schärfe passt. Auch bei Offenblende. Die Ecken sind natürlich ein bisschen schwächer, gerade wenn wir bei f2 bis f2.8 sind. Aber nicht so sehr, dass es mich stark stören würde.
Vielleicht haben wir dann aber sehr starke CAs im Bild. Also direkt mal auf die Metallsitzgitter in der U-Bahn gerichtet. Den Härtetest für chromatische Aberrationen.
Auch hier wieder ein Crop.
Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sehe da keine Probleme in diesem Bereich. Wohlgemerkt auch hier ohne irgendwelche Korrekturen zu nutzen.
Fazit zum TTArtisan 10mm f2
TTArtisan hat hier ein wirklich tolles Objektiv rausgehauen. Ein Ultraweitwinkel mit kaum Verzeichnung und Vignette, guter Schärfe und einer brauchbaren Offenblende. Ich hatte damit jedenfalls sehr viel Spaß und freue mich schon darauf, damit im Frühling ein bisschen mehr Astrofotografie auszuprobieren. Hier hatte ich dafür bisher nur ein paar Stunden Zeit, mit einem Mond und einigen Wolken am Himmel. Sonst hat das Wetter bisher nicht mitgespielt.
Wenn aber erstmal die Milchstraßen-Saison wieder anfängt, werde ich mich über die 3mm mehr gegenüber meinem Viltrox 13mm sehr freuen. Das Exemplar, das ich abbekommen habe, würde ich auf jeden Fall jedem weiterempfehlen, der auf der Suche nach einem guten, günstigen Ultraweitwinkel ist.
Allerdings habe ich auch schon Berichte von anderen Fotografen gehört, die mit ihrem Exemplar weniger Glück hatten. Da war die Rede von unscharfen Bereichen im Bild, stärkeren chromatischen Aberrationen und allgemein einer schlechten Performance. Ich kann das nicht bestätigen, wie Ihr an den Fotos sehen könnt.
Hier könnt Ihr das Objektiv für so ziemlich alle Anschlüsse kaufen:
Canon RF: https://www.amazon.de/dp/B0CPS63FCJ
Sony E: https://www.amazon.de/dp/B0CPS5LMM4
Nikon Z: https://www.amazon.de/dp/B0CPS7N2G8
M4/3: https://www.amazon.de/dp/B0CPSJNXNB
Fujifilm X: https://www.amazon.de/dp/B0CPSJQ1ZK
Hallo Danke für den Test. Ich habe auch diesen Objektiv gekauft und bin bischen enttäuscht. Fotografiere in RAW Format, und es ist nicht so scharf in diesen Format wie Sie geschrieben haben. Ich muß die Bilder bischen zuschärfen. Dann sind die Fotos ok.
Fotografie im Test sind wie gemacht? Direkt in JPG Format oder zuerst in RAW und dann ins JPG konvertiert, oder in RAW , dann nachgearbeitet in Programm und dann in JPG konvertiert?
Vielen Dank für Antwort.
Schönen Tag.
Milan
Hi Milan,
tut mir leid, dass du nicht so gute Erfahrungen mit dem Objektiv gemacht hast.
Prinzipiell sind alle meine Bilder auf dieser Seite bearbeitet, es sei denn, ich schreibe es ausdrücklich dazu.
Ich fotografiere also immer im RAW Format und bearbeite die Bilder dann in CaptureOne Pro.
Allerdings beschränkt sich meine Bearbeitung in den allermeisten Fällen auf Farbe und Kontrast. Nachschärfen mache ich so gut wie nie.
Ich habe bei diesem speziellen Objektiv allerdings auch schon sehr oft gehört, dass es bei vielen nicht so scharf ist. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Exemplaren scheinen recht groß zu sein. Das sieht man auch auf YouTube ganz gut. Einige loben das Objektiv und andere haben Probleme damit überhaupt ein scharfes Foto zu bekommen. Zur Not würde ich es beim Händler nochmal reklamieren und ein anderes Exemplar verlangen.
Viele Grüße
Flo