Ich habe das 7Artisans 35mm f1.8 AF zwei Wochen lang an der Nikon ZF getestet, um herauszufinden, wie sich ein so günstiges Autofokus-Objektiv im Vollformat schlägt.
35mm sind nicht unbedingt meine Lieblingsbrennweite, aber sie sind universell genug, um im Alltag, bei Street- und Porträtaufnahmen eine gute Figur zu machen. Und genau das wollte ich wissen: Wie viel Leistung bekommt man hier tatsächlich fürs Geld?
Verarbeitung und Bedienung
Schon beim Auspacken war klar: Das ist kein Plastikbomber. Das Gehäuse besteht komplett aus Metall, inklusive Fokusring, Blendenring und Bajonett. Das Design ist schlicht und sehr ähnlich zu den anderen AF-Modellen von 7Artisans (24mm, 50mm und 85mm).
Was mir dabei auffällt: Alle Objektive dieser Serie sind ungefähr gleich groß, egal ob 24 oder 85 mm. Das wirkt zwar einheitlich, nimmt aber den kleineren Brennweiten etwas die Leichtigkeit. Ich bin da wahrscheinlich durch APS-C einfach anderes gewohnt – ein wirklich kompaktes 35 mm hätte mir besser gefallen.

Der Blendenring läuft weich, hat aber keine Rastung, was mir persönlich lieber ist als gar kein Ring. Etwas seltsam sind die Markierungen, die nicht ganz gleichmäßig verteilt sind. Praktisch ist dafür der AF/MF-Schalter und sogar eine frei belegbare Funktionstaste, die man – wenn man sie denn braucht – individuell anpassen kann.
Auch der Autofokus überrascht positiv: Er arbeitet solide und zuverlässig, ohne auffälliges Pumpen. Für den Preisbereich kein Speed-Wunder, aber verlässlich genug für Porträts oder Street-Situationen. Im Nahbereich ist die Trefferquote etwas niedriger, was bei lichtstarken 35ern keine Seltenheit ist.
Bildqualität
Kommen wir zum spannenden Teil: der Abbildungsleistung.
Bei offener Blende f1.8 ist die Schärfe ordentlich, besonders auf mittlere und weitere Distanzen. Im Nahbereich zeigt sich ein leichter Glow-Effekt, der den Schärfeeindruck etwas weicher wirken lässt, obwohl der Fokus sitzt. Abgeblendet auf f2.8 – f4 steigert sich die Detailzeichnung spürbar – dann liefert das Objektiv wirklich saubere Ergebnisse.

Am Rand wird es bei Offenblende sichtbar weicher, was bei einem 300-Euro-Objektiv völlig normal ist. Auch das Bokeh zeigt Licht und Schatten: Sind wir nah dran und der Hintergrund ist weit entfernt, dann wird es schön cremig, auf mittlere Distanz sieht es dann aber teils etwas unruhig aus. Auffällig sind kleine „Zwiebelringe“ in Spitzlichtern und zum Rand hin ovale Formen, die ich als „Gummidrops-Bokeh“ bezeichnen würde, denn mit „Katzenaugen“ hat das recht wenig zu tun. Abblenden hilft hier deutlich.


Gegenlicht und Farbsäume
Womit ich ehrlich nicht gerechnet hätte: kaum chromatische Aberrationen. Selbst bei harten Gegenlichtaufnahmen bleiben Farbsäume praktisch aus. Das sieht man in dieser Preisklasse extrem selten – und macht das 7Artisans 35 mm f1.8 AF für mich zu einem echten Geheimtipp.


Auch die Vignettierung hält sich in Grenzen und lässt sich bei Bedarf leicht korrigieren. Lensflares treten nur in extremen Situationen auf, was für ein so lichtstarkes Objektiv ebenfalls positiv auffällt.
Fazit zum 7Artisans 35mm f1.8 AF
Das 7Artisans 35 mm f1.8 AF hat mich positiv überrascht.
Es ist sauber verarbeitet, fokussiert zuverlässig und zeigt kaum Farbsäume – das ist in dieser Preisklasse absolut bemerkenswert.
Das Bokeh ist Geschmackssache, und die Randschärfe könnte besser sein, aber dafür kostet das Objektiv weniger als viele Nikon-Festbrennweiten. Ich sehe das Objektiv als preiswerten Allrounder für alle, die ein günstiges 35 mm mit Autofokus für Nikon Z suchen – und bereit sind, mit kleinen Eigenheiten zu leben.
Für rund 300 € bekommt man hier ein solides, gut gebautes 35 mm, das den Einstieg ins Vollformat erleichtert und Lust auf mehr macht. Ich bin gespannt, welche AF-Objektive 7Artisans als Nächstes bringt – das Potenzial ist definitiv da.

