Mit dem TTArtisan 100mm f2.8 Bubble Bokeh Objektiv hat der chinesische Hersteller eines seiner ungewöhnlichsten Objektive bisher herausgebracht. TTartisan zeigt damit, dass man nicht vor verrückten Ideen zurückschreckt. Denn hier geht es nicht um besonders gute Abbildungsleistung oder Eigenschaften, auf die man sonst so achtet, wie: Schärfe, Vignette oder CAs. Dieses Objektiv hat eigentlich nur eine Aufgabe: Fotos so aussehen zu lassen, als wären Sie mit dem deutlich teureren Meyer Optik Görlitz Trioplan aufgenommen worden. Denn wir haben hier nicht nur eine sehr ähnliche Konstruktion und ein ähnliches Design des Objektivs. Tatsächlich bietet das 100mm f2.8 auch das gleiche herausstechende Merkmal: Seifenblasen Bokeh.
Verarbeitung
Diesen Punkt hat TTArtisan meiner Meinung nach für günstige manuelle Objektive perfektioniert. Die Objektive sind eigentlich immer komplett aus Metall und sehr gut verarbeitet. Nichts ist locker, nichts knirscht oder quietscht. Alles läuft mit genügend Widerstand und besitzt wenig bis gar kein Spiel. So auch bei diesem Objektiv. Es sind die kleinen Details, die dann den Gesamteindruck abrunden. So sind beispielsweise alle Markierungen und Texte auf dem Objektiv eingraviert und dann erst mit Farbe versehen. Das macht einen hochwertigen Eindruck und sorgt auch für eine besser Langlebigkeit. Ein schönes Design, das aber fast ein bisschen zu sehr an das Vorbild, das Meyer Optik Görlitz Trioplan 100mm f2.8 angelehnt ist. Hoffen wir mal, dass es da keinen Ärger gibt. Wahrscheinlich nicht, da der Hersteller zwischenzeitlich Insolvent gegangen ist, und die neuere Version des 100mm Trioplan nun anders aussieht. TTArtisan hat sich also an der alten Retro-Version orientiert.
Der Blendenring hat hier auch die kräftigsten Klicks, die ich bisher bei einem TTArtisan Objektiv gesehen bzw. gehört habe. Mir gefällt das. Insgesamt hat das Objektiv zwar 13 Blendenlamellen, die für ein tolles Bokeh sorgen, aber dafür nur 3 Linsen.
Der vordere Objektivdeckel ist mal wieder zum Draufschrauben, ebenso wie der hintere. Denn dieses Objektiv gibt es nur als Leica-M Mount oder eben mit einem M42 Anschluss, also einem Schraubgewinde. Ein Adapter für den gewünschten Anschluss ist aber schnell gefunden und auch sehr günstig, da wir keine elektronischen Kontakte am Objektiv haben. Es reichen also die einfachsten Adapter, die Ihr finden könnt.
Bildqualität
Dieses Objektiv wurde scheinbar mit nur einer Prämisse entwickelt: Das beste Bubble Bokeh abzuliefern, das die Welt je gesehen hat. Und in dieser Hinsicht liefert das TTArtisan 100mm f2.8 Bubble Bokeh ab wie bestellt. Der Look ist in den richtigen Situationen einmalig und wirklich genial.
Doch dafür wurden sehr viele Kompromisse eingegangen, die das ganze für mich leider nicht überzeugend machen. Was am meisten auffällt, ist die Schärfe, bzw. das Fehlen eben dieser. Bei Offenblenden ist das Bild so weich und kontrastarm, dass selbst das Fokus-Peaking der Kamera zum Teil nicht anspringt, da es einfach keine scharfen Kannten finden kann. Richtig fokussieren wird damit leider zum Glücksspiel.
Das Flaring ist ebenfalls eines der schlimmsten, das ich je bei einem Objektiv gesehen habe. Hat man Lichtquellen etwas außerhalb des Sichtfeldes, bekommt man unter Umständen Flares, die das komplette Bild überlagern. Da geht dann gar nichts mehr. Es ist nicht nur ein bisschen Kontrastverlust und ein paar nette Lense-Flares, nein, das ganze Bild wird einfach weiß. oder eben schwarz, weil die Kamera versucht dagegen zu steuern.
Immerhin haben wir keine Vignette. Zumindest nicht an APS-C Kameras. Denn das Objektiv ist auch fürs Vollformat ausgelegt. Wie es da aussieht, kann ich leider nicht sagen. Mit CAs haben wir aber schon zu kämpfen, was aber bei der optischen Leistung nciht wirklich verwundert.
Kontrast und Schärfe bekommt man mit Bildbearbeitungssoftware noch etwas in den Griff und bekommt dann schon ein paar hübsche Bilder hin. Der Look ist eben besonders und macht zum Teil auch Spaß, aber nur wenn man auch die richtigen Lichter im Bild hat. Bei bewölktem Himmel würde ich es nicht einpacken.
Man bekommt einige der Probleme auch durch Abblenden in den Griff, aber da kommt dann schon das nächste Problem. Durch die 13 Blendenlamellen bleiben zwar die Bokeh-Balls auch abgeblendet noch schön rund, aber der Bubble Effekt geht dann sehr schnell verloren. Wollen wir also den einzigartigen Look dieses Objektivs ausnutzen, müssen wir bei Blende f2.8 arbeiten, mit allen Einschränkungen die ich vorher bereits erwähnt habe. Hier ein Beispiel bei Blende f5.6 mit nur noch “normalem” Bokeh.
Fazit zum TTArtisan 100mm f2.8 Bokeh Ball Objektiv
Für mich persönlich überwiegen bei diesem Objektiv leider die negativen Eigenschaften. Das Einsatzgebiet ist damit für mich einfach viel zu klein, als dass ich es oft mitnehmen würde. Der Look scheint aber eindeutig gefragt zu sein, wenn TTArtisan sich zu einer Kopie von solch einem Nischen-Objektiv einlässt. Lasst euch von dem Marketing-Material aber nicht verarschen. Ich schätze, die Beispiele sind dort nur durch Fokusstacking entstanden. Anders kann ich sie mir nicht erklären, da die Schärfe in meinem Fall meilenweit von den gezeigten Beispielen entfernt war.
Es hat seinen Reiz und macht auch Spaß, wenn die Bedingungen goldrichtig sind, aber da nutze ich lieber Alternativen, die universeller einsetzbar sind, wie das Nikon Lens Series E 135mm f2.8. Das kann ich auch an meine Fuji adaptieren und der Charakter gefällt mir deutlich besser.
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