In letzter Zeit lese und höre ich immer wieder, wie teuer doch das Hobby der Astro-Fotografie ist. Stellt jemand online Fragen wie “Gibt es günstige [dies] oder was ist das billigste [das]?” Dann kommt sehr schnell die Antwort: “Falsches Hobby!”
Das verwundert mich immer etwas. Denn auch ich würde behaupten, dass Astro-Fotografie durchaus zu meinen Hobbys gehört. Aber wirklich Unmengen an Geld habe ich dafür bisher nicht ausgegeben. Und dennoch bin ich mit den Ergebnissen schon sehr zufrieden.
Ich werde euch hier jetzt einfach ein paar meiner besten Beispiele zeigen und das Equipment dazu. Meine Fujifilm X-T3 rechne ich mal nicht dazu, denn die hätte ich so oder so. Ich denke das geht vielen ähnlich, die mit Astro-Fotografie anfangen wollen. Eine Kamera, und wenn es nur eine ältere DSLR oder DSLM ist, wird wahrscheinlich schon vorhanden sein.
Mond
Für mein erstes Beispiel rechne ich aber dann doch mal eine gebrauchte Kamera mit ein. Eine Fujifilm X-M1. Die ist zwar schon 8-9 Jahre alt, aber für tolle Mond Fotos reicht sie trotzdem noch vollkommen aus.
Eingesetztes Equipment:
- Fujifilm X-M1 (160,- € gebraucht über facebook Fujifilm Gruppe)
- Maksutov 1.000mm f10 Spiegelobjektiv (30,-€ gebraucht bei eBay Kleinanzeigen)
- M42 zu Fujifilm-X Adapter (22,- € über Amazon, aktuell scheinbar ausverkauft. Link führt zu alternativem Artikel)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Fängt man komplett bei Null an, dann waren es hier insgesamt ca. 287,- €, um dieses Foto vom Mond aufnehmen zu können. Beim Stativ hätte ich wohl noch etwas sparen können, aber das C5i kommt mit dem doch recht schwerem Maksutov sehr gut zurecht. Beim Stativ lieber etwas mehr ausgeben und dann gute Qualität haben. Da spart man sonst am falschen Ende.
Komet Neowise 2020
2020 gab es eine Überraschung am Nachthimmel, die mich wieder richtig für die Astro-Fotografie begeistert hat. Komet Neowise. Hier mein liebstes Foto das ich von Ihm geschossen habe, völlig ohne extra Equipment dafür zu kaufen.
Eingesetztes Equipment:
- Nikon D780 (meine damalige Kamera)
- Sigma 50mm f1.4 Art (mein damaliges Lieblingsobjektiv)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Ich hatte also alles an Equipment schon da und musste nur Nachts raus fahren und die Kamera richtig ausrichten.
Andromeda Galaxy
Ab jetzt wird es etwas kniffliger. Denn die folgenden Aufnahmen sind mit einer Nachführung entstanden. Das ist eine Kameramontierung, welche die Rotation der Erde ausgleicht. So kann man lange Belichtungszeiten erreichen, denn sie lässt die Sterne aus Sicht der Kamera quasi still stehen. Diese kosten meistens ab 300€ aufwärts, da sie oft mit Motor und Elektronik laufen. Damit wären sie also tatsächlich schon sehr kostspielig. Es gibt mit Omegon Optics aber einen Hersteller, der rein manuelle Nachführungen zu einem sehr günstigen Preis anbietet, die bis zu 3 KG tragen können. Also genug für eine DSLR mit Teleobjektiv. Das reicht mir vollkommen.
Eingesetztes Equipment:
- Fujifilm X-T3 (meine aktuelle Kamera)
- Porst Super-Tele 200mm f3.6 (35,- € gebraucht von eBay)
- MiniTrack LX3 von Omegon Optics (129,- € im Angebobt)
- Kugelkopf T2S Mark II von Rollei (25,- € als B-Ware im Online Shop)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Also die Kamera mal ausgenommen, hat das Equipment für dieses Foto 264,- € gekostet. Das halte ich durchaus noch für vertretbar. Da gibt es teurere Hobbys.
Milchstraße
Eingesetzes Equipment:
- Fujifilm X-T3 (meine aktuelle Kamera)
- 7Artisan 7,5mm Super-Weitwinkel (149,- € neu bei Amazon)
- MiniTrack LX3 von Omegon Optics (129,- € im Angebobt)
- Kugelkopf T2S Mark II von Rollei (25,- € als B-Ware im Online Shop)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Hier war das Objektiv etwas teurer als beim Andromeda Foto, dafür habe ich das Equipment hier ja schon das zweite mal im Einsatz. Man sieht hier also gut, dass es sowohl für Detailaufnahmen, als auch für Weitwinkel super Arbeit leistet.
Das wichtigste für solche Fotos ist neben dem Equipment aber auch die gute Planung. Am besten irgendwo hin fahren, wo es keine großen Städte gibt und einen Zeitpunkt wählen, zu dem entweder gerade Neumond ist, oder der Mond bereits untergegangen ist. Man verliert sonst sehr viel an Details in solchen Bildern. Lichtverschmutzung ist ein sehr ernstes Problem in der Astro-Fotografie.
Orion Nebel
Hier habe ich den MiniTrack von Omegon ziemlich an seine Grenzen gebracht. Eigentlich soll er mit maximal 3 Kg beladen werden. Mit Maksutov und Fujifilm X-T3 bin ich da sicherlich ein paar Gramm drüber gewesen. Dennoch hat es besser geklappt als ich jemals gedacht hätte.
Eingesetzes Equipment:
- Fujifilm X-T3 (meine aktuelle Kamera)
- Maksutov 1.000mm f10 Spiegelobjektiv (30,-€ gebraucht bei eBay Kleinanzeigen)
- M42 zu Fujifilm-X Adapter (22,- € über Amazon, aktuell scheinbar ausverkauft. Link führt zu alternativem Artikel)
- MiniTrack LX3 von Omegon Optics (129,- € im Angebobt)
- Kugelkopf T2S Mark II von Rollei (25,- € als B-Ware im Online Shop)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Das tolle an dem Bild: Es ist kein Ausschnitt! Das sind die vollen 26MP der X-T3, ohne Anschnitt. Natürlich ist es bei einem 1.000mm Spiegelobjektiv auf einem Dreibein-Stativ noch etwas unscharf aber wirklich für möglich gehalten habe ich solche Bilder aus meinem Garten nicht.
Jupiter
Eingesetztes Equipment:
- Fujifilm X-T3 (meine aktuelle Kamera)
- Maksutov 1.000mm f10 Spiegelobjektiv (30,-€ gebraucht bei eBay Kleinanzeigen)
- M42 zu Fujifilm-X Adapter (22,- € über Amazon, aktuell scheinbar ausverkauft. Link führt zu alternativem Artikel)
- Stativ von Rollei, C5i inkl. Kugelkopf (75,- €, im Rollei Onlineshop im Angebot)
Ja, auch Planeten Beobachtungen sind mit einfachem Equipment machbar. Hier Jupiter mit den vier galileische Monde. Wie man solche Bilder hinbekommt, habe ich hier schon mal erklärt: Planeten Beobachtung mit der Fujifilm X-T3.
Fazit: Wie günstig geht Astro-Fotografie?
Wenn man also schon eine Kamera besitzt und evtl. auch ein vernünftiges Stativ dazu, dann ist Astro-Fotografie wirklich kein besonders teures Hobby. Zumindest nicht, wenn man ein bisschen Experimentierfreudig ist. Alte Objektive gibt es auf eBay zu genüge und Adapter für die Kamera sind echt günstig. Meistens im Bereich von 20 – 40 €.
Einige meiner besten Ergebnisse habe ich mit einem 30 € teurem Objektiv geschossen, das ich gebraucht in den Kleinanzeigen gefunden habe.
Trotzdem git es eine Sache, die man hier dann doch versenken kann wie nichts Gutes und das ist Zeit. Je mehr man hineinsteckt, desto besser werden auch die Ergebnisse. Da fotografiert man gerne mal nur ein Motiv für über eine Stunde um ein halbwegs vernünftiges Ergebnis zu bekommen.
Das Andromeda Foto in diesem Beitrag besteht aus ca. 80 zusammengerechneten Fotos. Geschossen habe ich (dank eingebauten Intervalometer in der Fujifilm X-T3) ca. 120 Stück hintereinander. Das alleine hat eine gute Stunde gedauert.
Das Bearbeiten und Zusammenrechnen per Software war dann nochmal eine halbe Stunde. Alles für nur ein einziges Foto.
Es gab aber auch schon Nächte, in denen ich 3-4 Stunden draußen in der Kälte stand und einfach nichts brauchbares dabei rum gekommen ist. Auch darauf muss man eingestellt sein. Solange man nicht den Mut verliert, wird man aber mit einer tollen Lernkurve und wunderschönen Ergebnissen belohnt.