Ich war schon lange auf der Suche nach einem günstigen Spiegelobjektiv, mit dem ich meine Astrofotografie ein bisschen nach vorne bringen kann. Und nun ist es endlich so weit: ich bin stolzer Besitzer eines Maksutov 1.000mm f10. Besser bekannt als: Russentonne.
Hier findet Ihr auch mein Video zu dem Objektiv bei YouTube
Meistens findet man nur 500mm Varianten, die es gebraucht für 50 – 100€ bei Ebay gibt. Da ich aber in letzter Zeit vermehrt alte Objektive gekauft habe, habe ich lieber noch nichts investiert.
Allerdings nur, bis ich gesehen habe, dass Jemand eine 1.000 mm Variante für gerade mal 30€ angeboten hat. Da konnte ich dann gar nicht mehr anders als zuzuschlagen, zumal der Verkäufer nur 40KM entfernt wohnte. Ich bin also am Wochenende gleich hin und habe es direkt abgeholt.
Der Name ist hier übrigens Programm. das Ding sieht aus wie eine Tonne und kommt eben aus Russland. Von daher: Russentonne.
Die erste Ernüchterung
Bei einer genaueren Untersuchung zu Hause dann erstmal Ernüchterung. Die Frontlinse war von innen mit Pilz befallen. Das hatte ich bisher noch nie, also hier erstmal ein Foto für alle, die auch noch nicht wussten, wie so etwas aussieht.
Ich habe mit der Taschenlampe am Smartphone von hinten in das Objektiv geleuchtet. Dadurch werden die sehr feinen Strukturen des Pilzes gut sichtbar. Ohne Licht hat man es kaum gesehen.
Zum Glück haben die Russen diese Spiegelobjektive sehr simpel und sehr robust gebaut. Die Frontlinse lässt sich sehr einfach abschrauben und somit auch sehr gut reinigen. Viel Alkohol und Essig sollten den Pilz eigentlich beseitigt haben.
Man muss damit trotzdem immer aufpassen, denn die Dinger sind quasi “ansteckend” für andere Objektive. An der Frontlinse dieses recht einfachen Objektives hat er keinen Schaden angerichtet. Bei teuren Objektiven kann er aber auch gerne mal die Vergütung angreifen und das Objektiv somit ernsthaft beschädigen.
Nachdem mein Hund das Objektiv dann samt Stativ noch einem Crash-Test unterzogen hat (Gott sei dank alles ganz geblieben) konnte ich es endlich mal testen. Und was bietet sich da mehr an als der Mond?
Es hat ein wenig gedauert aber mittlerweile habe ich das Fokussieren ganz gut raus und auch wie ich die besten Bilder aus diesem Objektiv raus kitzle. Denn es hat auch nur eine feste Blende von f10, ist also alles andere als Lichtstark. Frisch gereinigt ging es dann also mit meiner neuen Russentonne ans Werk.
Die ersten Ergebnisse
Mein bestes Mondfoto war bisher dieses hier, aufgenommen mit einem 300mm Zoom-Objektiv:
Mit dem Maksutov habe ich jetzt bereits so viele tolle Aufnahmen vom Mond gemacht, dass ich mich gar nicht mehr entscheiden kann, welches jetzt mein Lieblingsfoto ist. Hier eine kleine Auswahl
Für mich als Astronomie-Fan ist das einfach nur der Wahnsinn.
Ich habe auch schon versucht den Mars damit zu Fotografieren, brauche da aber offensichtlich noch ein bisschen mehr Übung. Die Turbulenzen in der Atmosphäre machen es nicht so einfach, aber immerhin kann man schon ein bisschen was erkennen.
Sieht fast aus wie ein Tennisball….
Mittlerweile benutze ich das Objektiv an einer Fujifilm X-T3 Kamera. Da es sich dabei um eine APS-C Kamera handelt, gibt es hier wieder einen Crop-Faktor, den man bei Vollformat nicht hat. Der Bildausschnitt wird durch diesen Crop-Faktor nochmal um das 1,5-Fache vergrößert.
Das heißt: Damit wird es an der neuen Kamera quasi zu einem 1.500mm Objektiv.
Die Ergebnisse damit sind schon beeindruckend. Besonders Planeten wie Jupiter und Saturn lassen sich damit jetzt wirklich toll beobachten und ablichten.
Hier mal eine Aufnahme vom Jupiter. Mit Lynkeos zusammengerechnet aus ca. 900 Frames eines 4k Films.
Und hier auch einmal mit seinen Monden
Mit Saturn tue ich mich nach wie vor etwas schwer. Ich glaube ich muss mir mal eine Hilfe besorgen zum besser scharf stellen. Sogenannte Bahtinov Masken sollen da wohl ganz gut sein. Hier mal die beste Aufnahme bisher.
Weitere Informationen zur Planetenbeobachtung und wie diese “Lynkeos”-Geschichte funktioniert, erfahrt hier in meinem anderen Beitrag: Planetenbeobachtung mit der Fuji X-T3
Deep Space bei f10?
Ich habe das Maksutov jetzt auch schon mal auf einer mechanischen Nachführung gehabt, die sich mit dem Sternenhimmel mit dreht. So kann ich versuchen auch mal andere Objekte wie Galaxien oder Nebel einzufangen. Aufgrund der Blende von f10 ist das natürlich nicht so einfach, da relativ wenig Licht den Sensor erreicht. Zudem ist das Maksutov eigentlich viel zu schwer für den MiniTrack LX3, den ich benutze. Aber das Ergebnis war dann doch ganz gut. 30 Bilder mit je 10 Sekunden Belichtungszeit, die ich zu diesem Ergebnis zusammenrechnen konnte:
Ist das nicht Wahnsinn? Ich bin begeistert, was ich aus diesem Glücksfund in den Kleinanzeigen bisher schon alles rausholen konnte.
Wenn Ihr jetzt auch Lust habt mal ein Spiegelobjektiv auszuprobieren, dann schaut mal bei Walimex vorbei. Die haben z.B. ein neues 800mm Objektiv für knapp 250,- €. HIER
Hi,
toller Bericht – Danke.
Vielleicht noch einen Tipp für Saturn und Jupiter. Diese Planeten sind relativ klein (kleiner 1 Bogenminute) OK, da ist die große Brennweite von 1000 mm schon gut. Aber das Seeing, d.h. die Turbulenzen der Luft machen halt eine Begrenzung.
Da gibt es aber einen Trick – Good-Luck-Fotographie. d.h. Du machst viele (100erte) Aufnahmen mit Belichtungszeiten möglichst kürzer als 1 sec. (und dann halt hoher Iso) und dann läst Du von einer SW die besten / schärfsten x % raussuchen und zu einem Bild verrechnen.
Schau dir mal auf youtube von Sophie Paulin das Video Die Gasriesen… durch mein Teleskop, – OK die Lady hat ein bischen ein größeres Teleskop am start, aber sie erklärt sehr genau das vorgehen…. ist auf jeden Fall sehenswert.
Viel Erfolg and clear Skay
Detlef