Viltrox 75mm f1.2 Pro Objektiv für Fujifilm X-Mount

Viltrox 75mm f1.2 PRO für Fujifilm – Erfahrungsbericht

Ich durfte die letzten Tage mit den neuen Viltrox 75mm f1.2 PRO für den Fujifilm X-Mount verbringen und habe es in Lüneburg und Hamburg im Einsatz gehabt. Ich will ja jetzt nicht gleich zu viel verraten, aber ich muss mir echt überlegen ob ich mein Viltrox 85mm f1.8 noch behalten will und was ich noch so verkaufen muss, um mir dieses Objektiv zu leisten. Denn das Exemplar, mit dem ich unterwegs war, wurde mir für diesen Testbericht von Rollei nämlich nur ausgeliehen. Die vertreiben es hier in Deutschland, zu einem Preis von 599,- € (Preis bei Rollei Checken – hier klicken).

Ein kleiner Hinweis gleich Vorweg: Alle Fotos von Unterwegs in diesem Test, wurden bei Blende f1.2 an einer Fujifilm X-T3 geschossen.

Verarbeitung

Mittlerweile dürfte bei allen angekommen sein, das Viltrox wirklich gute Objektive baut. Die sind zwar meist etwas größer und schwerer als von der Konkurrenz, aber dafür auch meistens eine ganze Ecke günstiger. Denn auch wenn das neue Viltrox 75mm f1.2 PRO das teuerste Objektiv ist, das sie je veröffentlicht haben, ist es im Vergleich zu Objektiven von Fujifilm immer noch sehr günstig.

Das 75mm ist auf jeden Fall auch das schwerste Objektiv von Viltrox bisher. Im direkten Vergleich zum 85er hat es nochmal ein paar Gramm mehr auf den Rippen. Von der Größe her nehmen sich beide allerdings nicht viel.

Vergleich VIltrox 85mm und 75mm
Links: Viltrox 75mm f1.2 | Rechts: Viltrox 85mm f1.8

Das Objektiv ist auch dieses mal wieder komplett aus Metall gefertigt, allerdings fühlt es sich irgendwie anders an, als die anderen Linsen. Fast wie Kunststoff. Vielleicht täuscht der Eindruck auch einfach, da die Klicks am Blendenring doch deutlich dumpfer sind, als z.B. am 13mm f1.4. Wo wir dann auch bei einem klaren Vorteil gegenüber dem 85mm wäre: Es hat einen eigenen Blendenring. Den habe ich am 85er doch vermisst.

Handling

Ein kleiner Wermutstropfen für mich persönlich: Die Naheinstellgrenze, also die Entfernung, die man zum Motiv haben kann, ist größer als beim 85mm. Man muss also schon ein gutes Stück entfernt sein und kann daher keine ganz so tollen Nahaufnahmen machen. Hier habe ich es schon ziemlich ausgereizt.

NAheinstellgrenze beim Viltrox 75m mf1.2

Und dann noch ein – wie ich finde – lustiges Detail: Die Flares beim Fotografieren gegen die Sonne, haben eine Regenbogen Farbe. Wenn man will, kann man seine Fotos bei starkem Sonnenlicht also noch ein ganzes Stück bunter machen 😀

Regenbogen Flare bei Gegenlicht

Das es Flares gibt, lässt sich bei fast keinen Objektiv mit solch einer Blende vermeiden, Daher gibt es bei mir dafür keinen Punktabzug.

Wofür es aber durchaus Punktabzug geben kann, ist der Autofokus. Dieser wirkt im Vergleich zum 13mm von Viltrox doch schon etwas langsamer und auch nicht so Entscheidungsfreudig. Meist schießt er übers Ziel hinaus und geht dann wieder einen Schritt zurück. Er nähert sich also in mehreren Anläufen dem Ziel an. Meistens trifft er dann auch aber es dauert in der Regel etwas länger. Für mich ist das kein Problem, da ich kaum bewegte Motive fotografiere, aber bei Sport dürfte das ganz schön nerven.

Immerhin haben wir einen USB-C Anschluss am Objektiv für kommende Firmware Updates. Dadurch dürfte sich in diesem Bereich wohl noch einiges bewegen.

Bildqualität

Hier wird es jetzt wirklich gefährlich. Zumindest für die Konkurrenz. Immerhin kostet dieses Objektiv ca. 300 – 400 € weniger, als ein vergleichbares Fujifilm-Objektiv in der selben Liga. Das ist schon ein verdammt guter Deal. Wobei das nicht ganz korrekt ist, da es in diesem Brennweiten-Bereich gar keine Alternativen von Fujifilm gibt. Die einzigen Festbrennweiten von Fuji, die in die Nähe von 75mm kommen, sind das 56mm f1.2 und das 90mm f2. Beide kosten aktuell knapp unter 1.000 € neu.

Sehr schönes Bokeh. Freistellung trotz Entfernung zum Motiv.
Tolle Schärfe bei Offenblende vom Viltrox 75mm f1.4

Bisher habe ich nur ein Objektiv, das ebenfalls eine Blende von f1.2 hat und das ist das manuelle TTartisan 50mm f1.2. Und die Schärfe bei kompletter Offenblende ist hier doch eher schwammig. Daher habe ich ehrlich nicht erwartet, dass das Viltrox hier bei f1.2 so richtig Scharf ist. Zumal es auch bei den bisherigen Objektiven nicht der Fall war.

Viltrox Objektiv 75mm für Fujifilm

Neben der Schärfe ist auch der Kontrast weiterhin richtig gut für so eine offene Blende. Normalerweise nimmt der bei günstigeren Objektiven auch weiter ab, je extremer die Blende wird.

Das Bokeh ist auch wirklich toll. Die Schärfeabfall ist sehr weich und die unscharfen Bereiche ebenso. Was auffällt: Die Bokeh-Balls bekommen zum Bildrand hin eine deutliche “Katzenaugen” Form. Teilweise wird diese sogar an den Seiten abgeschnitten. Das passiert aber tatsächlich nur, wenn man es, wie im Beispiel unten, komplett ans Limit treibt.

Bokeh von VIltrox 75mm f1.2

Falls man es nicht heraus gelesen hat, mir gefällt der Look vom Objektiv wirklich gut. Es dringt nicht in diesen Bereich vor, wo alles wirklich klinisch scharf wirkt, aber eben doch deutlich schärfer, als man es von anderen Objektiven gewohnt ist.

Positiv hervorzuheben ist auch das Fehlen von Chromatischen Aberrationen, kurz CAs. Ich habe wirklich ein paar problematische Motive abgelichtet, aber blaue oder rosafarbene Ränder treten fast gar nicht auf. Hier ist der Name PRO für das Objektiv wirklich gerechtfertigt.

Gute Leistung bei CA Viltrox 75mm

Vielleicht auch noch ein Wort zum Thema Vignette. Meistens auch ein Problem bei Objektiv mit extrem offener Blende. Die dunklen Ecken die ihr in diesen Beispielbildern seht, sind aber meistens der Umgebung oder meiner Nachbearbeitung geschuldet. Das Viltrox 75mm liefert auch in dieser Kategorie ziemlich gut ab. Die Vignette ist meist so schwach, dass sie wirklich einfach in der Nachbearbeitung zu entfernen ist, wenn man das möchte. Hier noch ein Beispiel, bei dem man sie am ehesten erkennt. Komplett unbearbeitet direkt aus der Kamera bei Blende f1.2.

Stärker wurde sie bei keinem meiner Fotos.

Fazit zum Viltrox 75mm f1.2 PRO für Fujifilm

Ich denke ich brauche dieses Objektiv. Wenn ich im Sommer vielleicht wieder ein paar Hochzeiten fotografiere, wird die extra Blende und die extra Schärfe sehr hilfreich sein. Der Unterschied zwischen 85mm und 75mm ist dabei nicht so gravierend. Ein Tausch würde meinen Workflow wohl nicht groß beeinflussen.

Weiches Bokeh bei Offenblende auch auf Entfernung
Menschen auf dem Elbphilharmonie Plaza

Ich mache auch eigentlich nicht viel Street-Fotografie aber hiermit hat es mir echt Spaß gemacht. Diese Art der Freistellung kannte ich bisher nur mit Einbußen. Hier sind die Ergebnisse gut genug, um diese auch in Bildagenturen zu verwenden. Ich hoffe ich habe noch ein paar Tage Zeit mit dem Objektiv und kann es evtl. auch mal in einer Portrait-Session verwenden.

Wenn Ihr euch das neue 75mm f1.2 zulegen wollt, dann könnt ihr es HIER direkt bei Rollei kaufen. Aber seid besser schnell, ich kann mir Vorstellen, dass es sehr schnell vergriffen ist.

Street Fotografie in Lüneburg mit dem Viltrox 75mm f1.2 PRO
Man in einer Gasse in Lüneburg, gute Freistellung VIltrox Objektiv
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3 Kommentare
  1. Hallo, ich habe schon einiges per Video und Text zum neuen 75er von Viltrox gelesen, gesehen. Ich besitze das 85mm an Nikon Z und werde auch dabei bleiben. Ich möchte bei offener Blende Bilder machen und nicht erst abblenden müssen, das Geld spare ich mir. Meines ist für DX und FX geeignet, also schon mal besser variabel, habe das 33mm f1.4 für Z DX. Beide neigen recht zu unschönen Flair, Bokeh und Farbsäume, geht zwar weg zurechnen, aber es bleibt ein rest. Ich finde die hohen Preise der Originalobjektiven generell zu teuer und lohnen sich nicht so richtig in der heutigen Fotozeit, wo alles was mit Erlösen/Einnahmen zu tun hat nicht rentabel ist. Mag jeder anders sehen.
    Viel Spaß noch beim Testen dürfen, ich bin leider davon verschont, mich hat noch keiner gefragt und Anfragen abgelehnt, besser gesagt, man antwortet einfach nicht, moderne Arogant.

  2. Hi, dein Bericht zum Viltrox hat mich sehr angemacht. Ich habe das 13mm 1.4 und bin sehr zufrieden. Eine Frage: Thema Fokus:
    welche Fuji hast du zum Testzeitpunkt benutzt ? Ich habe seit kurzer Zeit die XH2s
    mit Firmware 4.00 Der Fokus ist deutlich besser geworden!

    1. Oh, ich dachte das hätte ich dazu geschrieben. Das Trage ich vielleicht noch mal nach, danke für den Hinweis.
      Ich habe das Objektiv mit der Fujifilm X-T3 ausprobiert. Die hat natürlich nicht auf Augenhöhe mit der X-H2s.

      Allerdings hängt hier der AF tatsächlich auch etwas vom Objektiv ab. Es ist nur ein Motor verbaut und der muss hier ziemlich viel Glas bewegen. Der schnellste ist er also nicht, egal an welcher Kamera. Aber nach einem Firmware Update für das Objektiv, ist er immerhin deutlich treffsicherer geworden.

      Ich habe dazu auch bereits ein Video auf YouTube veröffentlicht: https://youtu.be/sypK62IpVrU
      In Aktion siehst du ihn ungefähr ab Minute 2

      Was die Abbildungsleistung angeht ist dieses Objektiv jedenfalls der Hammer. Liebe es nach wie vor und habe es gerne im Einsatz.

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