Was taugt eine 9 Jahre alte spiegellose Systemkamera noch im Jahre 2022? Das habe ich mich schon ein wenig gefragt, als ich auf der Suche nach einer sehr kleinen Zweit-Kamera war.
Klar war: Es soll eine Fuji werden, damit ich meine Objektive an Ihr verwenden kann. Klar war auch: Sie soll keine 200,- € kosten, da ich sie wirklich nur für diesen Blog einsetzen wollte und wenn ich mal keine Lust auf mein ganzes Equipment habe.
Der Einsatz für den Blog sollte sich dabei auch auf Fotos von dem Equipment beschränken, mit dem ich sonst die Fotos mache. Wenn also in letzter Zeit ein Foto mit meiner “Hauptkamera”, der X-T3, zu sehen war, dann wurde es wohl mit der Fujifilm X-M1 aufgenommen.
Ausstattung
Die X-M1 ist wohl die kleinste Systemkamera, die ich je hatte. Hier ist wirklich an allem gespart worden. Es gibt nicht mal einen Sucher. Die einzige Bildvorschau bekommt man über den Bildschirm auf der Rückseite. Der ist immerhin schwenkbar, so dass man auch aus tieferen Winkeln noch gut den Bildaufbau kontrollieren kann. Und während meine X-T3 gleich drei Einstellräder auf der Oberseite hat und je eines an der Vorder- und Rückseite, hat die X-M1 nur zwei oben und quasi ein halbes auf der Rückseite.
Mit dem auf der Oberseite lassen sich zum einen die verschiedenen Modi auswählen. Das zweite hat man dann für Belichtungszeit oder Blende zur Verfügung, je nach Modi. Das kleinere auf der Rückseite lässt sich dann beliebig belegen. Ich hatte es meistens für die ISO-Einstellung genutzt. Da kommt es der Fuji zu Gute, das die Blende sich oftmals direkt am Objektiv einstellen lässt. So braucht man dafür schon mal kein Rad an der Kamera belegen und hat dieses für die Belichtungszeit frei. Schlecht natürlich, wenn man z.B. das Viltrox 85mm f1.8 benutzt, das eben diesen Blendenring nicht hat. Das macht das Handling etwas komplizierter, wenn man im manuellen Modus fotografieren möchte.
Bei der kleinen Kamera lege ich da aber nicht sehr viel Wert drauf und habe meist ein Automatik-Modus verwendet. Meistens die Blendenautomatik, bei der sich die Belichtungszeit automatisch nach dem Motiv richtet und nur die Blende manuell einzustellen ist.
Die tollen Farbprofile, für die Fujis so bekannt sind, sind hier leider etwas Mangelware. Es gibt nur 4-5 Unterschiedliche: Provia, Velvia, Astia, Pro Neg. Für mich stach keines davon wirklich hervor und so habe ich mich eher aufs Raw Fotografieren beschränkt und dann in CaptureOne den Look erzeugt, den ich mir wünschte.
Bei der Geschwindigkeit merkt man der Kamera das alter etwas an. Damit meine ich gar nicht mal die Serienbild-Geschwindigkeit. Die finde ich mit 5,6 Bilder pro Sekunde schon sehr ordentlich. Aber die Wiederholrate vom Bildschirm, der Autofokus und einfach der kurze “Blackout” beim schießen eines Fotos ist schon merklich langsamer als bei modernen Kameras. Für eine kleine “Knipse” für den Alltag reicht es aber völlig aus.
Fotoqualität
Die X-M1 hat eine Auflösung von 16,3 Megapixeln. Das Entspricht ziemlich genau 4.896 x 3.264 Pixeln. Videoaufnahmen macht die Kamera nur in Full-HD Auflösung und das auch nur mit 30 Frames die Sekunde. Für Videos ist sie also eher schlecht geeignet, aber dafür habe ich sie mir ja auch nicht geholt.
Die Bildqualität an sich und vor Allem die Auflösung ist für mich völlig ausreichend. 16 Megapixel reichen auch locker um die Bildern über Foto-Agenturen zu verkaufen. Das habe ich schon für euch geprüft 😉
Die Farben sind Fuji mäßig toll und lassen sich später auch gut weiterverarbeiten. Das Rauschverhalten bei Dämmerung und schlechtem Licht habe ich jetzt mal nicht auf die Probe gestellt, da das für mich hier nicht wirklich wichtig ist. Ich kann mir denken, dass die Fujifilm X-M1 in diesen Belangen den aktuellen Kameras deutlich hinterher hängt. Wenn ich also weiß, das ich wenig Licht haben werde, packe ich gleich meine X-T3 ein.
Nichts desto trotz, habe ich bis Iso 600 keinerlei Probleme oder Einbußen festgestellt bisher.
Handling
So eine kleine Kamera mit weniger Knöpfen und Reglern lässt sich natürlich nicht so schön bedienen wie die X-T3, wo jeder Knopf nur eine Funktion zu haben braucht. Ich bin aber mit der abgespeckten Variante auch ganz gut klar gekommen. Der größte Punkt wäre wohl das fehlen eines Suchers, aber bei der kleinen Kamera müsste ich meine Nase eh ziemlich am Display platt Drücken um dort etwas zu erkennen. Der Bildschirm reicht in diesem Fall völlig aus. Fokussier-Hilfen wie das Focuspeaking gibt es darauf auch, so dass ich meine manuellen Objektive sehr gut einsetzen kann.
Die meisten Einstellungen nehme ich hier auch über das bekannte Q-Menü vor. Das ist glücklicherweise genau so aufgebaut wie bei den größeren Modellen und daher für einen Fuji-Benutzer sehr intuitiv zu bedienen. Auch für Neulinge im Fuji-System halte ich das Q-Menü für eine tolle und übersichtliche Sache. Ein Kopfdruck und man hat eine sehr klare und einfache Auswahl über alle nötigen Einstellungen, ohne in verschachtelten Menüs navigieren zu müssen.
Damit ist die X-M1 dann auch recht locker zu bedienen. Meistens habe ich eh nur eine bestimmte Einstellung gewählt und diese dann den ganzen Trip durchgezogen. Wie z.B. kontrastreiche Schwarz-Weiß Fotos an einem bedeckten Tag. Das macht wirklich Spaß, vor Allem wenn man im RAW+Fine Modus fotografiert, also RAW-Datei + JPG. Das JPG hat dann die gewählten schwarz-weiß Einstellungen, während das RAW ein ganz normales Farbfoto ist. Sollte man im Nachhinein eines der Bilder also auch mal in Farbe sehen wollen, ist das auch gespeichert.
Fazit zur Fujifilm X-M1
Der wohl größte Pluspunkt der Fujifilm X-M1 für mich ist, dass ich bereits Objektive für den X-Mount habe und das ich für die Kamera nur magere 160,- € bezahlt habe. Mit ein paar weiteren Euros für ein paar Verschönerungen macht sie jetzt echt was her und schießt zu dem noch tolle Fotos.
Also als Zweitkamera für Touren, auf die man sein teures, “großes” Equipment nicht mitnehmen möchte, ist diese kleine Kamera bestens geeignet.
Supertolle Bilder die du uns hier zeigst.
Bin seit kurzem auch stolzer Besitzer einer E-1 und es macht richtig Spass damit zu fotografieren.
Habe auch eine alte Nikon D700 aus 2008, die hat auch einen gewissen Charme und macht tolle Bilder, ist aber sehr schwer und klobig.
Mit den alten X-Trans Kameras wie der E-1 und auch X100s macht es echt Spass.
VG
Hallo, ich habe nur eine kurze Frage zu der x-m1
Auf dem Titelbild habe ich einen Holzknopf als auslöser gesehen, wie wurde der befestigt da er ja nicht schraubbar ist oder? LG
Der Holzknopf war zum Draufkleben und hatte an der Unterseite eine Folie, die man dafür abziehen musste.
Keine Ahnung wie gut das wieder abgeht, aber ich finde, es sieht einfach nochmal sehr viel besser aus 😀
Ein schöner Bericht untermalt mit schönen Bildern. Ich erliege auch immer wieder dem Charme der alten Fujis und nutze auch regelmäßig noch meine E1.
Was ich bis heute bereue ist, dass ich meine gebrauchte X70 die ich zur Probe hatte, zu Gunsten einer GR von Ricoh abgegeben habe.
VG und wir sehen/lesen uns im X-Forum 😉