Fotografieren lernen am Beispiel einer Fujifilm X-T1
in diesem Kurs möchte ich dir die Grundlagen der Fotografie näher bringen und das anhand einer Fujifilm X-T1 und dem TTartisan 50mm f1.4. Ich finde nämlich, dass dies eine der besten Einsteiger-Kameras ist, die man sich holen kann. Warum? Weil wir hier für jede der wichtigen Grundeinstellungen ein eigenes Einstellrad haben und keine kleinen, unbeschrifteten Rädchen. Das macht den manuellen Prozess der Fotografie mit dieser Kamera zwar langsamer, aber dafür verinnerlicht und versteht man die Grundlagen sehr viel besser. Für mich ein klarer Vorteil im Vergleich zu Sony oder Canon.
Ich werde Versuchen hier nicht all zu technisch zu werden und dir in einfacher, verständlicher Sprache näher zu bringen, wozu die ganzen Einstellräder an deiner Kamera gut sind. Dadurch lernst du, welche Möglichkeiten du hast, um ein gutes Foto zu schießen.
Folgende Punkte werde ich dabei behandeln:
- Wie macht die Kamera eigentlich ein Foto?
- Was muss ich bei der Belichtungszeit beachten?
- Was genau ist eigentlich ISO?
- Wie beeinflusst die Blende das Bild?
- Was heißt das alles in der Praxis?
Wie macht die Kamera eigentlich ein Foto?
Was früher die Lichtempfindliche Filmrolle war, ist jetzt schon seit einigen Jahrzehnten der Bildsensor. Vom Prinzip her hat sich aber nicht viel verändert. Wir haben eine Lichtempfindliche Oberfläche und wenn wir den Auslöser drücken, wird diese Oberfläche für einen kurzen Moment dem Licht ausgesetzt, das durch die Linse fällt. Die Pixel auf dem Sensor nehmen dieses Licht auf und wandeln es in das fertige Foto um.
Kommt zu viel Licht auf dem Sensor an, kann dieser es nicht mehr differenzieren. Der Pixel liefert nur weiße Informationen, das Foto wird überbelichtet. Kommt hingegen zu wenig Licht beim Sensor an, kann er die Informationen nicht ganz aufnehmen. Der Pixel bleibt im schlimmsten Fall schwarz und das Foto ist dann unterbelichtet.
Es geht also immer nur darum, wie viel Licht tatsächlich den Sensor erreicht. Und da sich die Lichtverhältnisse quasi ständig ändern, bietet unsere Kamera uns viele Möglichkeiten, wie wir das Licht, das den Sensor erreicht, beeinflussen können. Der Offensichtlichste ist wohl die Einstellung der Belichtungszeit.
Was muss ich bei der Belichtungszeit beachten?
Der Begriff ist relativ selbsterklärend. Er beschreibt die Zeit, wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Auf der X-T1 haben wir dafür ein eigenes Einstellrad, welches von 1 bis 4.000 reicht.
Die 1 steht dabei für genau eine Sekunde, die der Verschluss vor dem Sensor geöffnet bleibt. jede weitere Zahl steht dann für einen Bruchteil dieser Zeit. Die 4 steht z.B. für eine Viertel Sekunde, die 8 für eine Achtel Sekunde und die 4.000 dann eben eine viertausendstel Sekunde.
Was heißt das jetzt konkret? Bei wenig Licht, muss der Sensor länger das Licht “sammeln” also wählen wir bei Dämmerung, Bewölkung oder in Innenräumen eher längere Belichtungszeiten von 1/60 bis 1/200.
Wenn es draußen bei Tages- bzw. Sonnenlicht sehr hell wird, empfiehlt sich eher eine sehr kurze Belichtungszeit, wie etwa 1/2000. Wenn man im Sommer am Meer, an einem breiten weißen Sandstrand fotografieren möchte, dann braucht man zum Teil tatsächlich auch Zeiten von bis zu 1/4000 oder schneller. Sofern die Kamera es hergibt.
Problem: Verwackeln
Wenn die Belichtungszeit zu lang wird, dann kann es passieren, dass das Bild verwackelt. Stellt euch Den Sensor einfach wie ein Blatt Papier vor, und das Licht als Stift, welcher einen Punkt auf dieses Blatt malt. Wenn wir die Kamera in der Hand halten, dann bewegen wir uns dabei auch immer ein wenig. Belichten wir den Sensor also eine Sekunden lang, kann es passieren, dass wir eine ganz kleine Bewegung machen. Das Wäre dann so, als wenn wir das Blatt bewegen, während der Stift an der gleichen Stelle bleibt. Was passiert also? Statt eines klaren Punktes, erhalten wir einen Strich. Macht man das jetzt mit ganz vielen Stiften, bekommt man ein sehr verschmiertes Blatt. Im Fall der Kamera eben ein unscharfes Foto.
Wenn du wissen willst, mit welcher Brennweite du noch scharfe Fotos aus der Hand schießen kannst, dann rechne einfach die Brennweite deines Objektives grob mal 2. Mit einem 30mm Objektiv, solltest du also noch scharfe Fotos bei 1/60 Belichtungszeit bekommen. Bei einem Zoom mit 300mm, brauchst du wohl eher 1/600 Sekunde, damit das Bild scharf bleibt. Einfach weil sich bei diesem Zoom die kleinsten Bewegungen deutlich stärker auswirken, als bei einem Weitwinkel, wo ein kleiner Wackler kaum auffällt.
Doch was kann man machen, wenn es bewölkt ist, ich aber das Zoom Objektiv benutzen will? Muss ich dann immer ein Stativ mitnehmen? Natürlich nicht! Denn wir können an der Kamera noch weitere Einstellungen vornehmen, mit denen wir die Lichtausbeute erhöhen, so z.B. mit dem ISO Wert.
Was genau ist eigentlich ISO?
Der ISO Wert hat früher angegeben, wie Lichtempfindlich ein Film war. Filme mit einem geringen Wert von 100 bis 300 waren eher Licht unempfindlich. Man brauchte also viel Licht für diese Filme.
Es gab aber auch welche, die Lichtempfindlicher waren, mit ISO Werten von 800 bis 1200. Hier konnte man also mit schnellerer Belichtungszeit auch bei schlechterem Licht noch scharfe Fotos machen.
Früher war dieser Wert also nur über den gewählten Film steuerbar. Heute haben wir dafür ein eigenes Rad an der Kamera. Im Fall der X-T1 mit Werten von 200 bis 6400. Je höher der Wert, desto Lichtempfindlicher ist der Sensor und desto kürzer kann die Belichtungszeit sein.
Warum Fotografiert man dann nicht ständig mit ganz hohen ISO Werten? Ganz einfach: Je höher der Wert ist, desto schlechter ist die Qualität des Fotos. Das war früher bei den Filmen schon so und hat sich bis heute nicht geändert.
Ist der Sensor empfindlicher für einfallendes Licht, ist er auch empfindlicher für Fehler. Und so kommt es bei hohen ISO Werten zu sogenanntem Bildrauschen. Eine Art Körnung des Bildes. In ganz hohen Bereichen auch kommt es auch zu Verlust von Kontrast- und Farbinformationen.
Wenn du also “saubere” Fotos haben möchtest, solltest du versuchen den ISO Wert möglichst gering zu halten. Wenn dich ein bisschen Rauschen nicht stört, dann kannst du auch in höheren Bereichen fotografieren. Manchmal lässt sich diese Körnung auch ganz gut als Stilmittel einsetzen. Gerade in Situationen, wo einfach nicht viel Licht vorhanden ist, ist es sehr praktisch, die Empfindlichkeit des Sensor zu beeinflussen. Auch wenn darunter evtl. die Qualität leidet. Gute Beispiele wären z.B. Fotografieren bei Nacht, auf Konzerten oder auf Feiern in Innenräumen.
Doch es gibt noch einen dritten Wert, der die Lichtausbeute für den Sensor beeinflusst. Dieser ist allerdings nicht in der Kamera verbaut, sondern befindet ich im verwendeten Objektiv: Die Blende.
Wie beeinflusst die Blende das Bild?
Die Blende ist ein im Objektiv verbauter Mechanismus, mit dem man Steuern kann, wie viel Licht durch das Objektiv fällt. Sie besteht aus unterschiedlich vielen Lamellen, die die Öffnung im Objektiv größer oder kleiner machen.
Das tolle am Fujifilm System ist, dass die aller meisten Objektive dafür einen eigenen Ring am Objektiv haben. Mit diesem lässt sich die Blende mechanisch verstellen. Schaut man ins Objektiv hinein und dreht am Blendenring, sieht man wie sich die Lamellen schließen und öffnen. Bei anderen modernen Systemen sind die Objektive meist so gebaut, dass die Blendeneinstellungen von der Kamera an das Objektiv übergeben werden und dann dort umgesetzt werden. Man dreht also ein Rädchen an der Kamera, obwohl sich eigentlich etwas im Objektiv verändert. Ich finde bei der Einstellung am Objektiv versteht man viel besser, was hier eigentlich passiert.
Verstellen wir nun die Lichtzufuhr über die Blende, dann hat dies von allen Methoden wohl den größten Einfluss auf die Wirkung des fertigen Fotos. Denn je enger die Öffnung der Blende ist, desto mehr Schärfe haben wir auch im Bild. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Unschärfe haben wir.
Damit will ich nicht sagen, dass die Fotos unschärfer werden, je weiter die Blende geöffnet ist, sondern der Bereich im Foto, der Scharf abgebildet wird, wird kleiner. Man spricht hier auch von “Freistellung”. Denn ab einer gewissen Öffnung der Blende, ist der Schärfebereich so klein, das der Hintergrund sehr unscharf wird nur das Motiv im Fokus ist und. Es sieht dann aus, als würde es quasi “frei” stehen.
Durch eine sehr offene Blende entsteht also das sogenannte Bokeh. Der Begriff Beschreibt die Unschärfe, die im Vorder- und Hintergrund des Bildes stattfindet. Haben wir hier Lichtquellen im unscharfen Bereich, kommt es dann auch zu den ebenso bekannten wie beliebten “Bokeh-Balls”. Runden Lichtern, die einem Foto das gewisse Etwas geben können.
Will man aber sein Motiv nicht freigestellt haben, dann sollte man eine möglichst geschlossene Blende verwenden, da der Schärfebereich dadurch sehr breit wird und man somit mehr von deinem Motiv und der Umgebung erkennen kann.
Dies wird gerne von Landschaftsfotografen verwendet, damit Sie das ganze Bild komplett scharf bekommen. Ich bin allerdings eher ein Fan davon immer mit möglichst weit geöffneter Blende zu fotografieren und viel Unschärfen in den Vordergrund einzubauen.
Grundsätzlich kannst du dir merken, dass Festbrennweiten in der Regel eine sehr viel größere Blendenöffnung anbieten können als Zoom-Objektive. Dabei gilt: Je kleiner die Blendenzahl, desto weiter ist sie geöffnet. Eine Blende von 1.2 lässt also sehr viel mehr Licht hinein, als eine Blende von 5,6. Bei schlechten Lichtverhältnissen, wie z.B. Nachts oder in dunklen Innenräumen, hilft eine Lichtstarke Festbrennweite mit Blende 1.4 mehr als in ein Zoom-Objektiv, das evtl. erst bei Blende 3.5 beginnt.
Was heißt das Alles in der Praxis
Wenden wir das jetzt mal in einem Konkreten Beispiel an.
Szenario 1: Du willst Naturaufnahmen vor Sonnenaufgang in der Dämmerung machen. Im Gepäck hast du eine Festbrennweite mit einer Offenblende von f1.2 aber du hast vergessen ein Stativ einzupacken.
Da die Sonne noch nicht aufgegangen ist, haben wir auch nicht viel Licht zur Verfügung, also würdest du eigentlich eine lange Belichtungszeit wählen. Da dir aber ein Stativ fehlt, geht das nicht. Du könntest also bei Offenblende fotografieren, allerdings möchtest du gerne das ganze Foto von vorne bis hinten scharf abgebildet haben. In diesem Fall bleibt dir also nur die ISO der Kamera nach oben zu drehen und so Bildrauschen in Kauf zu nehmen. Beim nächsten mal hast du an das Stativ gedacht. So kannst du ISO wieder ganz weit nach unten drehen und setzt bei geschlossener Blende die Belichtungszeit auf 2-3 Sekunden, da dank Stativ nun nichts mehr verwackeln kann.
Szenario 2: Du bist im Sommer am Strand und möchtest ein Foto einer Person machen. Den Hintergrund soll man aber nicht erkennen, also wählst du eine sehr kleine Blende, damit nur die Person scharf ist und der Rest des Fotos komplett unscharf wird. Die ISO drehst du so weit runter wie du kannst, da es mitten am Tag ist und die Sonne sehr hell scheint. Durch das viele Licht, musst du jetzt die Belichtungszeit so kurz wie möglich machen, damit das grelle Licht nur sehr kurz den Sensor trifft. Ansonsten würde Foto komplett überbelichtet und fast nur weiß erscheinen.
Das sind die wichtigsten Grundlagen der Fotografie auf der technischen Seite
Ich hoffe ich konnte dir die technische Seite der Fotografie so etwas näher bringen und du hast verstanden, mit welchen Methoden du beeinflussen kannst, wie dein Foto aussehen soll.
natürlich können dir moderne Kameras all diese Entscheidungen abnehmen, wenn du in den Automatik-Modus wechselst, aber diese Automatik würde wohl nie die Extremwerte deiner Kamera ausreizen. An einem sonnigen Tag würden die Automatik nicht auf die Idee kommen, die Blende komplett offen zu lassen damit du mit Freistellung spielen kannst. Anders herum würde sie bei wenig Licht immer versuchen die Blende so weit wie möglich zu öffnen, selbst wenn du eigentlich viel Schärfe im Bild haben willst.
Es gibt aber natürlich auch Zwischenlösungen. So kannst du z.B. die Blende und ISO fest Einstellen und der Kamera nur die Wahl der korrekten Belichtungszeit überlassen. Oder du gibst an, wie kurz die Belichtungszeit sein soll und überlässt der Kamera die Wahl der korrekten ISO-Einstellung.
Ich persönlich finde es einfach gut, dass man weiß, was man an den Einstellungen ändern müsste, wenn man mit der Automatik nicht das gewünschte Ergebnis erzielt. Und wenn du das Belichtungsdreieck von Blende, Belichtungszeit und ISO nun verstanden hast, dann solltest du das in Zukunft auch können.